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Länderserie Digitalisierung

Primat des Pädagogischen

Die GEW hat genaue Vorstellungen, wie die 5,5 Milliarden Euro aus dem Digitalpakt einzusetzen sind. Auch Politikerinnen und Politiker haben Forderungen. Mit diesem Beitrag startet E&W eine Serie zur Umsetzung des Paktes in den Ländern.

Ein echtes Weiterbildungsgesetz muss die Defizite in den institutionellen, finanziellen, zeitlichen und organisatorischen Voraussetzungen für gutes Lehren und Lernen verbessern, so die GEW. (Foto: Pixabay / CC0)

Welche Kriterien müssen die Träger öffentlicher Schulen und privater Ersatzschulen erfüllen, damit sie Gelder für Tablets, WLAN und IT-Administration beantragen können? Dazu erarbeiten die Bundesländer derzeit Förderrichtlinien.

Die GEW verlangt: Lehren und Lernen muss „dem Primat des Pädagogischen folgen“. Die IT ist lediglich Hilfsmittel. Jede Schule sollte ausreichend Zeit erhalten, um ein Konzept zur Nutzung der digitalen Medien zu entwickeln. Nötig sind „ausreichende Fortbildungsangebote“, außerdem zeitliche Ressourcen, um die Konzepte umzusetzen. Personalräte bestimmen mit – beim Formulieren und Umsetzen der Förderrichtlinien, bei der Einführung von IT-Technik und beim Datenschutz. Die Schulträger müssen in die Lage versetzt werden, die Schulen langfristig mit pädagogisch sinnvoller und leistungsfähiger IT auszustatten. Dies gilt insbesondere für den Kauf digitaler Endgeräte, die nach wenigen Jahren veraltet sind. Für Lernplattformen, IT-Geräte und Software sind Mindeststandards beim Datenschutz festzulegen und einzuhalten. Kümmern sich Lehrkräfte um Hard- und Software, ist ihr Unterrichtspensum entsprechend zu reduzieren.

Die GEW plädiert dafür, in jedem Bundesland eine einheitliche Cloudlösung zu schaffen. Kommunikations- und Lernplattformen müssen in „öffentlicher Hand“ betrieben werden. Es gilt zu verhindern, dass individuelle Daten von Nutzern umfassend gesammelt und analysiert werden, um personenbezogene Lernsoftware-Angebote („learning analytics“) zu schaffen. Arbeitsschutzgesetze sind einzuhalten. Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte haben ein Recht auf „Nicht-Erreichbarkeit“. Nicht zuletzt ist wissenschaftlich zu begleiten, welche Erfahrungen Schulen mit digitaler Technik machen, damit Bildungsverantwortliche und Schulen auf Fehlentwicklungen reagieren können.

Alexander Lorz (CDU), Hessens Kultusminister und derzeit Präsident der Kultusministerkonferenz, erklärt laut Presseberichten: Die Mittel aus dem Digitalpakt reichten nicht aus. Ein „Digitalpakt II oder Ähnliches“ müsse folgen. Die Digitalisierung von Schule sei eine Daueraufgabe.

Ernst Dieter Rossmann, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, plädiert dafür, dass Lehrkräfte bei Wartung und Pflege der IT „deutlich entlastet“ werden. Rossmann möchte, dass der Bund gemeinsam mit Ländern, Kommunen und Schulen Forschungsprogramme entwickelt, um Konzepte für den Datenschutz und die Pädagogik zu entwickeln.

Tankred Schipanski, digitalpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, schreibt: Er könne die Forderungen der GEW „weitgehend unterstützen“. Auch er plädiert für das „Primat des Pädagogischen“ und eine Weiterentwicklung der Lehrkräfteaus- und -fortbildung. Die Mittel aus dem Digitalpakt sollten nicht dazu dienen, Anzeigegeräte und Präsentationstechnik „umfassend“ zu finanzieren. Vorrangig sei der „Aufbau der IT-Infrastrukturen, Serverlösungen und Cloud-Strukturen“.

Monika Hohmann, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Landtag von Sachsen-Anhalt, plädiert für eine technische Ausstattung, die „auf offenen Standards beruht“. Die IT-Struktur sollte „gemeinsam mit den Schulen“ und „auf Grundlage ihrer Praxiserfahrungen“ entwickelt werden.

Sandra Boser von Bündnis 90/Die Grünen, bildungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg, fordert eine „wissenschaftliche Unterfütterung und eine dauerhafte technische und didaktische Begleitung“. Boser schlägt zudem vor, dass das Land Baden-Württemberg Handreichungen für den Datenschutz an Schulen entwickelt.

Die Berliner Digitalunternehmerin Verena Pausder erklärt: „Top Priorität“ müsse die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften erhalten. Nötig sei „ein zentrales Portal“, das „Transparenz über Angebot und Qualität existierender Lehrerfortbildungen“ schaffe.