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Bayerische Akademie der Wissenschaften

Prekäre Beschäftigung – trotz „Forschungsoffensive“

GEW unterstützt Initiative von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Foto: Charles Yunck

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) möchte zwei Milliarden Euro in eine „Forschungsoffensive“ investieren. Gleichzeitig formiert sich an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften der Widerstand von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegen prekäre Beschäftigungsbedingungen – mit Unterstützung der GEW Bayern.

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften ist die größte der acht Landesakademien in Deutschland. Nach ihrer Selbstdarstellung betreibt sie „innovative Langzeitforschung, vernetzt Gelehrte über Fach- und Ländergrenzen hinweg, wirkt mit ihrer wissenschaftlichen Expertise in Politik und Gesellschaft, fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs und ist ein Forum für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit“. An der Akademie arbeiten knapp 300 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verwaltung und Technik.

Doch nun protestieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gegen schlechte Bezahlung und unsichere Arbeitsverträge an der altehrwürdigen bayerischen Wissenschaftseinrichtung. In einem offenen Brief „an alle Handlungsträger in Wissenschaft und Politik“ beklagen die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass die Akademie einerseits als Aushängeschild exzellenter Forschung herhalten müsse, anderseits ihren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern prekäre Beschäftigungsverhältnisse zugemutet würden.

GEW Bayern unterstützt Initiative

In einem vier Punkte umfassenden Forderungskatalog verlangen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler „die Vergabe von unbefristeten Verträgen, mindestens aber eine Angleichung der Vertragslaufzeiten an die entsprechenden Projektlaufzeiten“. Weiter machen sie sich für verpflichtende Personal- und Projektentwicklungspläne sowie für einen Anspruch auf Weiterqualifizierung in der Arbeitszeit stark. Der Landesverband Bayern der GEW unterstützt die Initiative. Der Sprecher des GEW-Landesfachgruppenausschusses Hochschule und Forschung Eduard Meusel hat die Initiative mitbegründet und engagiert sich dort.

Der Wissenschaftlerinnen- und Wissenschaftler-Protest an der Akademie kommt unmittelbar, nachdem Bayerns Ministerpräsident Söder eine zwei Milliarden Euro starke „Forschungsoffensive“ angekündigt hat. Damit sollen 1.000 neue Professuren sowie 10.000 weitere Studienplätze, ein über ganz Bayern verteiltes Netzwerk für künstliche Intelligenz und mehrere neue Forschungsinstitute finanziert werden. Mit dem Programm will Söder Bayern zum internationalen Spitzenstandort für Hochtechnologie und künstliche Intelligenz machen.

„Den Leitungen der Wissenschaftseinrichtungen und politisch Verantwortlichen geht es um Exzellenz, vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um die nackte Existenz. Gute Wissenschaft und gute Arbeit müssen aber zwei Seiten einer Medaille werden“, kommentierte der stellvertretende GEW-Bundesvorsitzende und Hochschulexperte Andreas Keller. „Gut, dass der bayerische Ministerpräsident mehr Geld in Hochschule und Forschung investieren möchte. Statt einseitig auf Spitzenforschung in wirtschaftlich verwertbaren Technologien zu setzen, sollte aber die Wissenschaft in ihrer Breite gefördert werden. Die Verbesserung der Betreuungsrelationen in der Lehre sowie die Schaffung von mehr Dauerstellen für Daueraufgaben müssen Schwerpunkte der Förderung werden“, mahnte der GEW-Vize.

Dauerstellen für Daueraufgaben

Der Leitung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften legte er eine Auseinandersetzung mit dem von der GEW im Freistaat erarbeiteten Herrschinger Kodex „Gute Arbeit in der Wissenschaft“ nahe. „Dauerstellen für Daueraufgaben, Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Qualifizierung und Familie, aktive Personalpolitik – jede Wissenschaftseinrichtung hat es selbst in der Hand, für faire Beschäftigungsbedingungen für ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und weitere Beschäftigten zu sorgen. Die Initiative der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ein Weckruf, der zur rechten Zeit kommt.“