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GEW zu Krankmeldungsrate der Lehrkräfte

Populismus hilft nicht!

Viele Lehrkräfte strebten aus Angst vor Covid-19 eine Befreiung vom Unterricht an, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte kürzlich in einem Interview. Die GEW mahnt zur Solidarität statt einfachem Populismus.

In der Krise hilft Zusammenhalb! (Foto: pixabay, CCo)

Die Coronakrise ist für alle eine große Herausforderung. Für Lehrkräfte, für Erzieherinnen und Erzieher, für Sonderpädagoginnen und -pädagogen, für Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter – für alle pädagogischen Fachkräfte. Sie ist auch für alle anderen Menschen eine schwierige Situation, auch und besonders für Menschen in Gesundheitsberufen. Die GEW erkennt das hohe Gesundheitsrisiko von Menschen in Gesundheitsberufen an und unterstützt im DGB die Forderungen nach guten und sicheren Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten.

In dieser Krise ist eines ganz wichtig: Zusammenhalt! Gerade jetzt in der Krise hilft es nicht, Berufsgruppen gegeneinander auszuspielen und überkommene Klischees zu transportieren. Doch dies hat der Präsident des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, in einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ versucht.

Es gebe eine hohe Zahl von Lehrerinnen und Lehrer, die aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus eine Befreiung vom Unterricht in der Schule anstrebe, sagte Fischbach. Dies sorge, so Fischbach, bei Ärzten für Verärgerung. „Es ist schon unverständlich, dass die Berufsgruppe der Lehrer für sich ein solches Schutzprivileg in Anspruch nimmt“, sagte Fischbach. Andere Berufsgruppen wie zum Beispiel Kinderärzte würden trotzdem „an der Gesundheitsfront nach wie vor ihren Mann stehen“.

„Die Äußerungen des Präsidenten der Jugendärztekammer über eine hohe Krankmeldungsrate der Lehrkräfte ist in der gegenwärtigen Situation aber wenig hilfreich,“ sagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann am Mittwoch in Frankfurt als Reaktion auf die Äußerungen Fischbachs. Es sei jetzt angezeigt, Öffnungen von Einrichtungen mit Augenmaß voranzubringen und den Schutz der Beschäftigten sowie der Kinder und Jugendlichen im Blick zu behalten.

Es ist es wenig zielführend, wenn populistische Einschätzungen an die Stelle sauberer Analysen der jeweiligen Situation vor Ort treten. (Ilka Hoffmann)

Lehrkräfte arbeiteten unter teilweise unzumutbaren hygienischen Bedingungen mit größeren Gruppen von Kindern und Jugendlichen. An vielen Schulen sei die Einhaltung der Hygienebestimmungen nicht oder nur teilweise umsetzbar. „Durch den Personalmangel kommt es außerdem zu Mehrfachbelastungen in den Schulen,“ sagte Hoffmann. Mehrere Studien legten zudem den Schluss nahe, dass eine zu frühe Schulöffnung, die Verbreitung des Coronavirus maßgeblich beschleunigen könnte. „Auch das Robert-Koch-institut mahnt zur Vorsicht. Insofern ist es wenig zielführend, wenn populistische Einschätzungen an die Stelle sauberer Analysen der jeweiligen Situation vor Ort treten“, so die GEW-Schulexpertin. „Die viel beschworene Solidarität innerhalb der Bevölkerung kann helfen die Krise erfolgreich zu meistern,“ forderte Hoffmann.