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„Fortschritt ist eine Schnecke“

Neuer GWK-Bericht zur Chancengleichheit

Der Bericht der GWK zur „Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung“ zeigt, dass der Anteil von Wissenschaftlerinnen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen zwar angestiegen ist, der Anstieg sich aber in einem sehr langsamen Tempo vollzieht.

Foto: Pixabay / CC0

„In Sachen Gleichstellung von Frauen und Männern ist der Fortschritt in der Wissenschaft eine Schnecke“, kritisierte der stellvertretende Vorsitzende und Hochschulexperte der GEW, Andreas Keller.

Auch die Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) selbst gestand in ihrer Pressemitteilung ein, dass die Fortschritte „nur langsam erfolgen und anhaltender Handlungsbedarf besteht“. Der GWK-Bericht ist die 22. Fortschreibung des „Datenmaterial zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen“, der erstmals 1989 von der damaligen Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) veröffentlicht wurde.

Seit 1997 hat sich der Anteil von Frauen an der Gesamtzahl der Erstimmatrikulationen weiter von 48,6 auf 50,5 Prozent, der Studienabschlüsse von 42,1 auf 50,9 Prozent, der Promotionen von 32,1 auf 45,2 Prozent und der Habilitationen von 15,7 auf 30,4 Prozent erhöht. Das belegt aber auch, dass der Anteil von Frauen noch immer mit jeder Qualifikations- und Karrierestufe nach Studienabschluss sinkt („leaky pipeline“).

Der Anteil der Professorinnen an Hochschulen ist zwar im Zeitraum zwischen 1997 und 2016 kontinuierlich von 9 % auf 23,4 % angestiegen. Eine differenzierte Betrachtung nach Besoldungsgruppen zeigt jedoch, dass je höher die Besoldungsgruppe ist, desto niedriger der Anteil der Frauen ausfällt. Während der Anteil der W1-Professorinnen (insbesondere Juniorprofessorinnen) an Hochschulen bei 43,3 Prozent liegt, beträgt er bei C3/W2-Professorinnen 24,1 und bei C4/W3-Professorinnen 19,4 Prozent. Der Frauenanteil in Führungspositionen bei der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz- Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft ist von 1998 bis 2017 von 3,7 auf 18,6 Prozent stetig gestiegen.

Insgesamt belegen die Daten aus Sicht der GWK, „dass es weiterhin sowohl im Bereich der Hochschulen als auch bei den außerhochschulischen Forschungseinrichtungen dringenden Handlungsbedarf gibt, um insbesondere die Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen als auch die Umsetzung von Chancengleichheit auf struktureller Ebene noch stärker voranzutreiben.“

GEW-Vize Keller forderte Bund und Länder auf, den Druck auf Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu erhöhen. „Wir können es uns nicht erlauben, die Perspektive der Hälfte der Bevölkerung auf die Gestaltung von Forschung und Lehre weitgehend auszublenden. Hochschulen und Forschungseinrichtungen müssen daher eine wirksame Gleichstellungspolitik betreiben. Dazu gehören Anreize für gleichstellungspolitisch erfolgreiche Einrichtungen, eine verbindliche Quotierung von Professuren und weiteren Leitungspositionen sowie eine Stärkung von Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten“, sagte der Gewerkschafter.