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Menschenrecht auf Bildung auch für Behinderte

Wie kann das Menschenrecht auf Bildung weltweit auch für Behinderte verwirklicht werden? Die war eines der Themen bei der Mitgliederversammlung der Globalen Bildungskampagne am 18. Oktober 2013 in Bonn, an der die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe teilnahm.

Fotos: Manfred Brinkmann, Martin Gausmann

Zehn Jahre Globale Bildungskampagne in Deutschland

Bildung für alle! Das hatten die Staats- und Regierungschefs beim Millenniumsgipfel im Jahr 2000 in New York versprochen und sich dazu verpflichtetet, allen Kindern weltweit innerhalb von fünfzehn Jahren eine Schulbildung zu ermöglichen. Um diesem Versprechen Nachdruck zu verleihen, wurde die ‚Global Campaign for Education‘ (GCE) von internationalen Organisationen wie Education International, Oxfam und Action Aid ins Leben gerufen. Inzwischen ist die ‚Global Campaign for Education‘ die weltweit größte Kampagne und in rund einhundert Ländern aktiv. Auf Initiative von GEW, Oxfam, Plan und anderen Organisationen wurde 2003 die Globale Bildungskampagne in Deutschland gegründet. Im Jahr 2013 feiert sie ihr zehnjähriges Bestehen. Die Zahl der deutschen Organisationen, die die Kampagne unterstützen und bei den jährlichen Aktionswochen mitmachen, ist inzwischen auf elf gewachsen. Neu hinzugekommen sind seit dem letzten Jahr zwei christliche Organisationen: Christoffel Blindenmission und Don Bosco Mission.

Forderung nach mehr und besser ausgebildeten Lehrkräften

Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung der Globalen Bildungskampagne bei Don Bosco Mission in Bonn wurde der runde Geburtstag des Bündnisses mit einem Glas Sekt gefeiert. Hannah Neuling vom Kampagnenbüro in Berlin berichtete von einer guten Beteiligung an den globalen Aktionswochen zum weltweiten Lehrermangel im Frühjahr 2013, die von zahlreichen Schulen und Bildungseinrichtungen unterstützt wurden. Die meisten waren der Anregung der Unterrichtsmaterialien der Globalen Bildungskampagne gefolgt und hatten Papierlehrer mit Botschaften und Forderungen an Politiker gebastelt. Mehr als 500 solch bunter Papierlehrer hat die Globale Bildungskampagne gesammelt. Sie sollen bei nächster Gelegenheit an den neuen deutschen Entwicklungsminister bzw. die neue Entwicklungsministerin übergeben werden, um der Forderung nach mehr und besser ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern weltweit Nachdruck zu verleihen.

Weltklasse-Schulsiegel

Unter den eingegangenen Beträgen wurde als Hauptpreis ein Song-Workshop mit der Band Sisters verlost. Die Mädchenband engagiert sich in ihren Auftritten für Toleranz und Menschenrechte. Gewonnen haben den Workshop 36 Schülerinnen und Schüler der Pakistan-AG des Gymnasiums Calvarienberg in Ahrweiler. Ihr Gymnasium ist neben der Hegermühlen-Grundschule in Strausberg/Brandenburg und der Adolph-Schönfelder-Schule in Hamburg nun die dritte Schule, die sich erfolgreich um das neue Weltklasse!-Schulsiegel der Globalen Bildungskampagne beworben hat. Dieses Siegel wird an Schulen und Einrichtungen vergeben, die sich aktiv für die Verwirklichung des Menschenrechts auf Bildung einsetzen.

Bildung für Menschen mit Behinderungen

Bei den Weltklasse-Aktionswochen im kommenden Jahr, die vom 4. Mai bis 29. Juni 2014 stattfinden werden, steht das Recht auf Bildung für Menschen mit Behinderungen im Mittelpunkt. Die Mehrzahl behinderter Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern hat bisher keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Nach Angaben der UNESCO sind von den 57 Millionen Kindern, die weltweit noch nicht zur Schule gehen, 24 Millionen Kinder mit Behinderungen. Es bedarf besonderer Anstrengungen der Weltgemeinschaft, um diesen Kindern durch Bildung eine Chance für die Zukunft zu geben. Darauf will die Globale Bildungskampagne aufmerksam machen. Für die Aktionswochen 2014 werden Unterrichtsmaterialen mit Fallbeispielen behinderter Kinder aus verschiedenen Ländern vorbereitet.

Post-2015-Agenda

Die Globale Bildungskampagne in Deutschland ist eines der wichtigsten nationalen Bündnisse der ‚Global Campaign for Education‘. Kampagnenkoordinatorin Maren Jesaitis berichtete über die Arbeit der ‚Global Campaign for Education‘, die vom südafrikanischen Johannesburg aus agiert und mit Caroline Pearce seit kurzem eine neue internationale Koordinatorin hat. Vorsitzende der GCE ist die Französin Monique Fouilhoux von Education International, dem weltweiten Dachverband der Bildungsgewerkschaften, dem auch die GEW angehört. Die GCE bringt sich aktiv in die internationalen Diskussionen zur sogenannten Post-2015-Agenda ein und will so sicherstellen, dass Bildung auch in der Zeit nach 2015 weiterhin Priorität in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit erhält. Außerdem fordert die GCE mehr Geld für die ‚Global Partnership for Education‘ (GPE). Dabei handelt es sich um einen internationalen Fonds für Bildung, in den Regierungen und private Institutionen Gelder einzahlen sollen, um Entwicklungsländer zu unterstützen, die es ernst meinen mit der Verwirklichung des Rechts auf Bildung für alle. „Der deutsche Beitrag zur ‚Global Partnership for Education‘ ist viel zu gering. Ein reiches Land wie Deutschland kann und muss hier deutlich mehr leisten“, kritisierte Kampagnenkoordinatorin Jesaitis das mangelnde deutsche Engagement in der internationalen Bildungsfinanzierung.

Sandra Dworak als Kampagnensprecherin bestätigt

Einen Vertrauensbeweis erhielt Sandra Dworack von Oxfam, die bei der Wahl zur Sprecherin der Globalen Bildungskampagne von der Mitgliederversammlung einstimmig für ein weiteres Jahr im Amt bestätigt wurde. Sie hatte sich bei Abgeordneten des Deutschen Bundestags und im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für das Ziel ‚Bildung für alle’ stark gemacht und wesentlich dazu beigetragen, dass die Globale Bildungskampagne heute ein anerkannter und gesuchter Gesprächspartner bei politischen Entscheidungsträgern in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ist.