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Statistisches Taschenbuch Tarifpolitik 2019

Rund 77.000 gültige Tarifverträge in Deutschland

In Deutschland gelten mehr als 77.000 Tarifverträge. Das Statistische Taschenbuch 2019 des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung liefert Branchenanalysen sowie einen Überblick über aktuelle Regelungen und Entwicklungen.

Trotz sinkender Tarifbindung verfügt Deutschland nach wie vor über ein umfangreiches und differenziertes Tarifvertragssystem. Im Jahr 2018 wurden beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales 5.762 neue Tarifverträge registriert, darunter 1.609 Vergütungstarifverträge, wie aus dem Statistischen Taschenbuch Tarifpolitik 2019 des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht. Ende 2018 existierten damit 77.316 gültige Tarifverträge, darunter 29.136 Verbands- und 48.180 Firmentarifverträge.

In der Tarifrunde 2018 wurden von den DGB-Gewerkschaften für gut elf Millionen Beschäftigte neue Tarifabschlüsse vereinbart. Für weitere 8,6 Millionen Beschäftigte traten im Jahr 2018 Erhöhungen in Kraft, die bereits 2017 oder früher vereinbart wurden. Die durchschnittliche Laufzeit der Tarifverträge lag 2018 bei 26,5 Monaten und erreichte damit einen neuen Rekord.  

Arbeitszeitverkürzung im Fokus

Die Mehrzahl der in 2018 neu abgeschlossenen Tarifverträge sieht zweistufige Erhöhungen für die Jahre 2018 und 2019/2020 vor. Unter Berücksichtigung der neu abgeschlossenen Tarifverträge und der in den Vorjahren für 2018 bereits vereinbarten Tariferhöhungen stiegen die Tarifvergütungen im Jahr 2018 um durchschnittlich 3,0 Prozent. In Ostdeutschland war der Zuwachs mit 3,3 Prozent nur geringfügig größer als im Westen mit 3,0 Prozent.

Das Thema Arbeitszeitverkürzung rückte in der Tarifrunde 2018 erneut in den Fokus. Anders als in früheren Tarifrunden ging es nicht um die Forderung nach kollektiver Arbeitszeitverkürzung, sondern um die Möglichkeit einer stärker selbstbestimmten individuellen Arbeitszeitgestaltung. Die IG Metall forderte ein individuelles Anrecht auf befristete Arbeitszeitverkürzung mit Teillohnausgleich für bestimmte Beschäftigtengruppen. Erreicht wurde ein Tarifabschluss, der allen Beschäftigten die Möglichkeit eröffnet, ihre Arbeitszeit befristet auf bis zu 28 Stunden pro Woche zu verkürzen und anschließend auf eine Vollzeitstelle zurückzukehren.

Ausblick auf 2019 

Die Tarifrunden 2019, in denen die DGB-Gewerkschaften für rund 7,3 Millionen Beschäftigte neue Verträge verhandeln werden, werden im Wesentlichen die Ergebnisse der Tarifrunde 2018 auf weitere Branchen übertragen. Die Tarifabschlüsse im ersten Halbjahr 2019 deuten darauf hin, dass auch die Tariferhöhungen ähnlich hoch wie im Vorjahr ausfallen. Außerdem steht in vielen Branchen die Forderung nach einem tariflichen Wahlmodell zwischen mehr Geld oder mehr Zeit auf der Agenda.  

Das Taschenbuch Tarifpolitik 2019 bereitet in rund 130 Tabellen, Übersichten und Schaubildern Informationen zur Entwicklung der Tarifbindung, zur Erhöhung der Tarifvergütungen, zu tariflichen Mindestlöhnen, tariflichem Weihnachts- und Urlaubsgeld, tariflichen Arbeitszeiten, Kündigungsfristen sowie Tarifbewegungen und Streiks auf. Hinzu kommen ausführliche Branchenanalysen zu den Tarifregelungen in 50 Tarifbereichen.