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Kommentar

Licht im Advent

„Faire“ Weihnachten heißt auch, im Unterricht auf Kinderarbeit aufmerksam zu machen und beim Einkauf auf „faire“ Produkte zu achten. Die GEW-Stiftung „fair childhood“ sagt jeder Kinderarbeit den Kampf an und ermöglicht den Zugang zu Bildung.

GEW-Vorsitzende Marlis Tepe (Foto: Kay Herschelmann)

Seit fünf Jahren bin ich GEW-Vorsitzende, und etwas, das ich vermisse, ist die Adventszeit in der Schule. Es war immer eine besondere Zeit der Vorbereitung: jeden Morgen ein Licht anzünden, eine kleine Geschichte, Schmücken, Tannenduft, Lieder, das Weihnachtsstück, Plätzchen backen. Aber auch über den Sinn von Weihnachten miteinander reden: über Streit, Konsumterror, Armut, Frieden, die Vielfalt von Kindheit in der Welt, über Hoffnung, Vertrauen, Zuversicht, innere Stärke und Gelassenheit. Und dann kam kurz vor Weihnachten die Klassenweihnachtsfeier mit den Familien: zusammenkommen, Lichter anzünden, miteinander die alten und neuen Lieder singen, unser Stück vorführen – aufgeregt, manche ängstlich, am Ende aber voller Freude und Stolz.

Ein Licht anzünden, zur Ruhe kommen, an das alte Jahr zurückdenken, Kraft sammeln und mich auf das neue Jahr freuen – das sind für mich die Kräfte des Weihnachtsrituals. Das Liedersingen im Kreis der Lieben gehört unbedingt dazu. Zu Weihnachten denke ich besonders an die Kinder in dieser Welt. Viele leben in Armut, für viele gehören Migration und Flucht zum Leben, der Zugang zu Bildung ist ihnen versperrt. Der UNESCO-Weltbildungsbericht 2019 beschreibt die Lage und fordert, Brücken statt Mauern zu bauen. In deutschen Kitas, Schulen, Hochschulen und in der Erwachsenenbildung gelingt das im Vergleich zu anderen Ländern nach dem Bericht schon recht gut. Viele GEW-Mitglieder unterstützen Geflüchtete und engagieren sich dafür, ihnen den Start in ein neues Leben zu erleichtern. Darüber freue ich mich und danke herzlich.

Im Oktober haben wir die Arbeit der Stiftung neu aufgestellt, arbeiten nun mit der Bildungsinternationale zusammen und kooperieren mit weiteren Bildungsgewerkschaften des globalen Nordens. 

Weltweit arbeiten 218 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 17 Jahren, wenn man ausbeuterische Kinderarbeit und legale Beschäftigung zusammenzählt. Von ihnen sind 152 Millionen Mädchen und Jungen – fast jedes zehnte Kind – nach aktueller Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation Kinderarbeiter – das heißt, sie müssen unter Bedingungen arbeiten, die sie ihrer elementaren Rechte und Chancen beraubt. 73 Millionen leiden unter gefährlicher, ausbeuterischer Arbeit.  Die GEW unterstützt zusammen mit „Brot für die Welt“ die von unserem Freund, dem Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi ins Leben gerufene Kampagne „100 Million“, weil die Ausbeutung von Kindern durch Arbeit ein Verbrechen und fortgesetzter Skandal ist, mit dem wir uns nicht abfinden. 100 Millionen Jugendliche sollen gewonnen werden, die sich für Kinderrechte stark machen und den Dialog mit Entscheidungsträgern aus der Politik suchen. Ich hoffe, dass sich viele GEW-Mitglieder mit ihren Schulklassen an dieser Aktion beteiligen.

„Faire“ Weihnachten heißt aber auch, im Unterricht auf Kinderarbeit aufmerksam zu machen und beim Einkauf auf „faire“ Produkte zu achten. Viele Geschenke, die wir zu Weihnachten kaufen, werden durch Kinderarbeit billig produziert. Die GEW bietet Hinweise zu fair gehandelten Alternativen vom Weihnachtsstern über den Weihnachtsbaum, Schokolade, Nüsse, Schmuck und Kunsthandwerk, Elektronik, Urlaub und Feuerwerkskörper. Die Anstrengung lohnt sich, nach fairen Produkten zu suchen – nicht nur zu Weihnachten. Die GEW-Stiftung „fair childhood“ sagt jeder Kinderarbeit den Kampf an und ermöglicht den Zugang zu Bildung. Wir sammeln Spenden und unterstützen Bildungsgewerkschaften bei der Errichtung kinderarbeitsfreier Zonen. Im Oktober haben wir die Arbeit der Stiftung neu aufgestellt, arbeiten nun mit der Bildungsinternationale zusammen und kooperieren mit weiteren Bildungsgewerkschaften des globalen Nordens. Mit einer Spende können die E&W-Leser*innen unsere Arbeit unterstützen. Faire Weihnachten und einen guten Start ins Jahr 2019.