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Lernlandschaften statt Klassenzimmer

Der Bildungsexperte Karl-Heinz Imhäuser plädiert für eine neue Innenarchitektur bei Schulbauten. "Mit der alten Idee von Raumgestaltung und Klassen von 60 Quadratmetern kommen wir heute nicht mehr weit", sagt er im Interview mit der "E&W".

Der Vorstand der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, Karl-Heinz Imhäuser, fordert "dringend andere Lernumgebungen". "Eine zeitgemäße Schule braucht größere Flächen, auf denen sich die unterschiedlichen Lerngruppen variabel je nach Thema und Lernphase organisieren können", sagte er im Interview mit der "E&W". "In Skandinavien verzichten manche Schulen bereits ganz auf Klassenzimmer. Stattdessen haben sie Lernlandschaften von 600, 800 Quadratmetern." Auf dieser Fläche gebe es „Stilleräume“ aus Glas, in denen die SchülerInnen einzeln konzentriert arbeiten könnten. Es gebe „Kommunikationszonen“ mit Kaffeebar, „Lernräume“ für Gruppen.

Für die architektonische Grundstruktur eines zeitgemäßen Schulbaus empfiehlt Imhäuser drei Modelle. Erstens den „Klassenraum plus“: Beim Umbau werden die Wände so versetzt, dass kleinere und größere Klassen entstehen. Das bietet mehr Möglichkeiten für ein didaktisch variables Lernen. Zweitens das „Cluster-Modell“: eine große Lernfläche in der Mitte, die sich vielfältig nutzen lässt. An den Ecken gibt es Instruktionsräume, im Idealfall komplett verglast. Auch die Lehrkräfte bekommen gläserne Räume. Drittens die offene Lernlandschaft nach skandinavischem Vorbild, die viele unterschiedliche Lernbereiche und Atmosphären schafft, mit flexiblem Mobiliar ausgestattet ist und auf Flure verzichtet.

Allerdings gab sich Imhäufer wenig optimistisch: "Bestenfalls zehn Prozent der Schulneubauten bis 2020 werden in Deutschland innovativen Plänen folgen." Er plädierte daher für "kluge Anreizsysteme. Wenn Kommunen etwa die Vergabe der Gelder an innovative Gestaltungskonzepte knüpften, geriete sicher einiges in Bewegung".

Das vollständige Interview von Anja Dilk ist in der Septemberausgabe der "E&W" nachzulesen.