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Lehrkräfte protestieren gegen Orbán

Am ungarischen Nationalfeiertag sind in Budapest zehntausende Menschen gegen die Bildungspolitik von Viktor Orbáns regierender FIDESZ-Partei auf die Straße gegangen.

Das ungarische Parlament. Foto: Pixabay / CC0

„Die Regierung hat ein Bildungssystem geschaffen, das schlecht für die Kinder, die Pädagogen, die Eltern und das Land ist“, kritisiert Piroska Galló vom Gewerkschaftsverband der Pädagogen (PDSZ), der größten ungarischen Lehrergewerkschaft. „Vielen Schulen fehlt es an den einfachsten Dingen: Büchern, Papier oder Kreide.“ Außerdem müssten die Kinder zwischen 35 und 38 Schulstunden pro Woche belegen. "Hinzu kommt noch die Zeit, in der sie Zuhause lernen müssen. Unterm Strich verbringen sie mehr Zeit mit Lernen als Erwachsene bei der Arbeit.”

Seit 2012 hat die Regierung von Ministerpräsident Orbán das Bildungssystem grundlegend umgebaut. Den Kommunen entzog sie die Zuständigkeit, bisherige Freiheiten bei der Gestaltung des Unterrichts – bis hin zur Wahl von Lehrbüchern – gab es fortan nicht mehr. Die Aufsicht über das staatliche Schulwesen und die Lehrkräfte übertrug die Regierung einem neuen Institut: dem „Klebelsberg-Zentrum“ (KLIK). Es ist für sämtliche Personalangelegenheiten zuständig, erarbeitet Lehrpläne, beschafft Unterrichtsmaterialien.

KLIK auflösen und Pflichtstunden reduzieren

„Die seit Sommer 2010 unternommenen Schritte in Gesetzgebung und Regierungspraxis bedeuten nicht weniger als eine fundamentale Transformation von Staat und Politik“, sagt Kai-Olaf Lang von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Im Zentrum dieser „Erneuerung“ stünden Werte, die sich unter der Überschrift „konservativ und patriotisch“ zusammenfassen ließen.

Die Lehrergewerkschaften richteten bereits im Februar 25 Forderungen an die Regierung. Das KLIK müsse aufgelöst, die Schulstruktur entbürokratisiert und dezentralisiert werden. Außerdem verlangen sie, die administrative und finanzielle Autorität der Schulleitungen wieder herzustellen sowie Pflichtstunden und Verwaltungsaufgaben der Lehrkräfte zu reduzieren.

Den kompletten Artikel von Norbert Glaser können Sie in der Juniausgabe der "E&W" nachlesen.