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„Zeit für Mehr – Recht auf Ganztag für Grundschulkinder“

GEW will beim Recht auf Ganztag Tempo machen

Bei einer Tagung der Grünen-Bundestagsfraktion zum Thema Ganztag hat die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe eine Fachkräfteinitiative sowie höhere Ausbildungskapazitäten gefordert.

Marlis Tepe bei der Ganztagsfachtagung der Grünen-Bundestagsfraktion mit Maria-Theresia Münch (Deutscher Verein), Katja Dörner (Stellvertretende Grüne-Fraktionsvorsitzende), Christian Eberhard (Schulleiter Bonn)

„Wenn der Rechtsanspruch auf Ganztag in der Grundschule ernst gemeint ist, müssen Bund, Länder und Kommunen bei der Umsetzung Gas geben“, betonte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe bei der Tagung Zeit für Mehr – Recht auf Ganztag für Grundschulkinder der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen am 3. September 2019 in Berlin. Dringend müsse neben den strukturellen Maßnahmen auf die Qualität beim Ganztag im Grundschulalter gepocht werden.

Bei diesen Forderungen waren sich alle Fachleute einig: Um gute Ganztagsbildung zu schaffen, müsse der Bund klare qualitative Vorgaben machen. Einzelne Staatsverträge zwischen dem Bund und den 16 Bundesländern wurden als effektivster Weg gesehen. Das Achte Sozialgesetzbuch (SGB VIII) sei, wie für die Umsetzung des Ganztags im Koalitionsvertrag der Großen Koalition vorgesehen, für den Bund der einzige Hebel, den Rechtsanspruch zu steuern.

„Ohne ausreichende Fachkräfte im Jugendhilfe- und Schulbereich ist der Ganztagsanspruch zum Scheitern verurteilt.“ (Marlis Tepe)

„Für die GEW ist die zentrale Gelingensbedingung das Personal. Ohne ausreichende Fachkräfte im Jugendhilfe- und Schulbereich ist der Ganztagsanspruch zum Scheitern verurteilt. Darum fordert die GEW seit Jahren eine wirksame und breitangelegte Fachkräfteinitiative für diese Professionen“, sagte Tepe. Schon jetzt sei der Bedarf an Grundschullehrkräften und Erzieherinnen und Erziehern sowie sozialpädagogischem Fachpersonal enorm. Wenn der Rechtsanspruch auf Ganztag ab 2025 greifen solle, müssten jetzt die entsprechenden Ausbildungskapazitäten deutlich aufgestockt und die Berufe attraktiver werden – und zwar langfristig und nachhaltig.

Die GEW-Vorsitzende kritisierte, dass die vom Bund veranschlagten zwei Milliarden Euro, die in 2020 und 2021 für den Ausbau im Bundeshaushalt eingestellt sind, nicht ansatzweise den personellen sowie räumlichen Investitionsbedarf deckten. Unterschiedliche Berechnungen der Kultusministerkonferenz (KMK), des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und der Bertelsmann Stiftung gingen von weit höheren finanziellen Bedarfen aus. Der Ganztag sei eine wichtige Grundlage für gleiche Bildungs- und Teilhabechancen für alle Kinder. Ein funktionierendes, gleichberechtigtes Familien- und Berufsleben profitiere von einer breiten und guten Ganztagsbildung in der Grundschule besonders.

Die Bundesregierung habe die Chance, eine bildungspolitische Zeitenwende einzuläuten, für welche die GEW seit Jahrzehnten kämpfe. Diese Gelegenheit dürfe nicht verspielt werden. Darum müssten sich Bund, Länder und Kommunen schnellstmöglich auf gemeinsame Bedarfsrechnungen und Umsetzungswege verständigen, appellierte die GEW-Chefin.