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Kommentar zur Coronakrise

Internationale Solidarität wirkt

Internationale Solidarität ist auch deshalb gefragt, weil die Krise in einigen Ländern wie Burkina Faso dazu genutzt wird, Arbeitnehmerrechte und die Rechte der Gewerkschaften zu beschneiden.

GEW-Vorsitzende Marlis Tepe (Foto: Kay Herschelmann)

Wie unter einem Brennglas zeigen sich in der Corona-Krise die Auswüchse der globalisierten Weltwirtschaft: autokratische Regierungen, Krieg und Flucht, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, Leben in Armut, beengter Wohnraum, fehlende medizinische Versorgung, Mangel an Wasser und Seife ... Das ist die gesellschaftliche Situation, in der das SARS-COV2-Virus sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich und sozial am stärksten zuschlägt. Weltweit steigt die Zahl der von extremer Armut betroffenen Menschen und in Folge dessen ebenso die Kinderarbeit wieder an, die seit 1998 stetig – wenn auch zu langsam – gesunken war.

Diese Missstände anzuprangern und für Abhilfe einzutreten, ist ein Ziel der internationalen Gewerkschaftsarbeit der GEW. In dieser Krise haben wir uns auf der Leitungs- und Arbeits-ebene der Bildungsinternationale (BI), das ist der Zusammenschluss von etwa 400 Bildungsgewerkschaften aus 170 Ländern, per Videokonferenzen weltweit intensiv ausgetauscht.

Die Gewerkschaften verlangen, dass die Zuteilung der Mittel nur an Länder erfolgen darf, die den Lehrkräften während der Corona-bedingten Schulschließungen weiterhin Gehalt zahlen.

Anfang April haben Gewerkschaften auf ihre jeweiligen Regierungen, die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds (IWF) Einfluss genommen und einen Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt gefordert, der über die bestehenden Regelungen und Strukturen hinausgeht. Die Bundesregierung hat 80 Millionen Euro für diesen Schuldenerlass bereitgestellt. Weltbank und IWF haben zunächst 14 Milliarden Dollar Soforthilfe und im Juni weitere 160 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt. Auch die Globale Partnerschaft für Bildung gibt Gelder. Die Gewerkschaften verlangen, dass die Zuteilung der Mittel nur an Länder erfolgen darf, die den Lehrkräften während der Corona-bedingten Schulschließungen weiterhin Gehalt zahlen.

Internationale Solidarität ist auch deshalb gefragt, weil die Krise in einigen Ländern wie Burkina Faso dazu genutzt wird, Arbeitnehmerrechte und die Rechte der Gewerkschaften zu beschneiden. Deshalb leistet die BI mit einem Solidaritätsfonds gewerkschaftliche Hilfe. Diesen Fonds hat die GEW mit 5.000 Euro unterstützt.

Bildung statt Kinderarbeit

In Deutschland macht sich die GEW mit dem DGB für bessere Arbeitsbedingungen ausländischer Beschäftigter stark. Sie fordert Verbesserungen im Entsendegesetz und stützt diejenigen, die das ausbeuterische Werkvertragsunwesen und Subunternehmertum endlich beenden wollen.

Kinderarbeit wird durch die Corona-Krise weltweit zunehmen. Bildung statt Kinderarbeit lautet die GEW-Forderung. Sie unterstützt deshalb mit der Stiftung fair childhood Bildungsgewerkschaften in Ländern, die sich die Einrichtung kinderarbeitsfreier Zonen zum Ziel setzen. Mit einer Spende für fair childhood, mit der Unterstützung der „100-Million“-Kampagne des indischen Kinderrechts- und Bildungsaktivisten sowie Friedensnobelpreisträgers Kailash Satyarthi oder Unterrichtseinheiten über ausbeuterische Kinderarbeit und Werbung für den Kauf fairer Produkte können wir alle einen Beitrag für bessere Lebensbedingungen der Mädchen und Jungen leisten.

Der Austausch zeigt aber auch, dass neue Ansprache-Konzepte online zu Eintritten in die Gewerkschaft führen können.

Bei einer Videokonferenz von Bildungsminister*innen, Bildungsgewerkschafter*innen und der OECD hat sich gezeigt, dass die Länder erfolgreicher in der Bewältigung der Corona-Krise sind, die auf sozialen Dialog mit den Gewerkschaften gesetzt haben. Es bestätigt sich zudem, dass Lernen mit digitalen Werkzeugen nur mit persönlichen und sozialen Interaktionen, die zum Lernen gehören, erfolgreich sein kann.

Bei unseren Videokonferenzen können wir von den Erfahrungen in anderen Ländern profitieren. Das gilt etwa für den Umgang mit Kita-, Schul- und Hochschulöffnungen. Der Austausch zeigt aber auch, dass neue Ansprache-Konzepte online zu Eintritten in die Gewerkschaft führen können. So hat die englische Schwestergewerkschaft der GEW in der Krise Zehntausende neue Mitglieder und Corona-Repräsentant*innen, die Corona-Reps, vor Ort gewonnen. Davon lernen wir und arbeiten an der Online-Verständigung mit unseren Mitgliedern.