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KMK zu digitaler Bildung

Inklusion und Privatisierungsgefahr kommen zu kurz

Digitale Bildung rückt mit der Debatte um Industrie 4.0 immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Mit ihrem Entwurf "Bildung in der digitalen Welt" reagieren die Kultusminister auf die Diskussion.

Erfreulicherweise hat sich die Kultusministerkonferenz (KMK) in ihrem Papier deutlich für ein „Primat der Pädagogik“ ausgesprochen sowie für eine fächerübergreifende und -verbindende Vermittlung digitaler Bildung. Diese, so die KMK, erfordere eine adäquate Grundqualifikation aller Lehrkräfte in der Ausbildung.

Allerdings: Einige wichtige Aspekte – soziale Benachteiligung, Inklusion sowie die Gefahr einer Privatisierung im Bildungsbereich – kommen in dem KMK-Strategiepapier zu kurz. Schule hat auch die Aufgabe, durch inklusive, differenzierende Maßnahmen und Programme die sozial und kulturell unterschiedlich geprägte Medienkompetenz zu kompensieren. Digitales Lernen verhilft Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen Elternhäusern nicht per se zu mehr Chancengleichheit oder besseren Leistungen, wie man anfangs gehofft hatte. Im Gegenteil: Aus etlichen Studien wissen wir, dass gerade diese Gruppe mit dem zumeist mehr selbstgesteuerten digitalen Lernen Probleme hat und auf die persönliche Lernbegleitung angewiesen ist. Digitale Medien sollten daher vor allem die Vielfalt der Methoden und der Lernzugänge sowie die Individualisierung der Lernprozesse fördern.

Rund um digitale Bildung

 

Mit Blick auf die aktuelle Diskussion in Medien, Wirtschaft, Behörden, Wissenschaft und Schulpraxis, lassen sich zwei Stränge unterscheiden:

Einerseits fordern SPD-Politiker wie Sigmar Gabriel und Konzerne wie Bitkom, der Dachverband der Digitalindustrie, ein Pflichtfach Informatik für alle Schüler einzuführen und die Vermittlung digitaler Kenntnisse in den Bildungseinrichtungen auszuweiten. Als Begründung dient SPD und Wirtschaft der drohende Fachkräftemangel. Auch Informatiker plädieren für einen Ausbau digitaler Bildung. Sie argumentieren, es reiche nicht aus, Computer-Programme bloß zu nutzen. Junge Menschen müssten ebenso verstehen, wie diese funktionieren, wie man etwa Algorithmen erstellt. Zudem sollten Heranwachsende beurteilen können, was sie und wie sie etwas digital anwenden.

Andererseits verlangen Mediendidaktiker und Lehrkräfte eine umfassende, fächerübergreifende Medienbildung, die zu einem verantwortungsvollen Gebrauch digitaler Medien führt. Ihr Einsatz sollte jeweils in das didaktische Gesamtkonzept des Fachunterrichts passen, Themen wie Datenschutz, -missbrauch, Cybermobbing oder Internetsucht müssten vertieft werden.

Fakt ist: Digitale Medien sind aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Sie spielen eine bedeutende Rolle in der Entwicklung, Kommunikation und Kultur der jungen Generation. Lehrende müssen sich damit auseinander setzen und junge Menschen auf einen kritischen und kompetenten Umgang mit neuen Technologien vorbereiten.

Kehrseite

 

Die Kehrseite des immensen Einflusses digitaler Medien sind neue Risiken, die zunehmen: Cyber-Kriminalität und -Mobbing, jugendgefährdende Inhalte, Überwachung, Datenraub, nicht zuletzt die Gefährdung von Arbeitsplätzen. Auch das muss Schule im Blick behalten. Das bedeutet: Bildungsinstitutionen müssen dem Drängen der Wirtschaft, Fachkräfte geliefert zu bekommen, die "nützliche Rädchen" im Getriebe der "Industrie 4.0" sind, mit aller Kraft entgegentreten. Auch die Gefahren der Kommerzialisierung und Ökonomisierung von Bildung durch die digitale Industrie sollten sich Lehrende bewusst machen.

Alle Bestrebungen, digitale Bildung als Einfallstor für den Kommerz zu nutzen, weist die GEW entschlossen zurück. Die Bildungsgewerkschaft will eine sozial gerechte, öffentlich verantwortete Medienbildung.