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IAB-Studie zur Coronapandemie

Rückgang der Lebenszufriedenheit wie in Kriegsgebieten

Die allgemeine Lebenszufriedenheit des Abiturjahrgangs 2020 ist im Vergleich zu der Zeit vor Covid-19 stark gesunken. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Auswirkungen der Covid-19-Pandemie: Die Lebenszufriedenheit des Abiturjahrgangs 2020 ist stark gesunken. (Foto: imago images/Michael Weber)

Die Lebenszufriedenheit der Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2020 hat so stark abgenommen wie es sonst nur bei jungen Menschen in Krisenregionen der Fall ist: Im Vergleich zur Zeit vor der Covid-19-Pandemie sank die Lebenszufriedenheit der Absolventinnen und Absolventen auf einer Skala von 0 für sehr unzufrieden bis 10 für sehr zufrieden im Vergleich zum Vorjahr von 7,3 auf 6,8. Das geht aus einer jüngst veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

„Dieser Einbruch ist untypisch für junge Menschen in diesem Lebensabschnitt.“ (Malte Sandner)

„Dieser Einbruch ist untypisch für junge Menschen in diesem Lebensabschnitt. Er entspricht zum Beispiel dem drastischen Rückgang der Lebenszufriedenheit in Kriegsgebieten“, sagte IAB-Forscher Malte Sandner. Die durchschnittliche Lebenszufriedenheit der Gesamtbevölkerung ging im gleichen Zeitraum wesentlich weniger stark zurück.

Am wenigsten zufrieden mit ihrer allgemeinen Lebenssituation sind mit einem Wert von 6,6 Abiturientinnen und Abiturienten, die sich Ende 2020 in einem Überbrückungsjahr befanden (38 Prozent). Bei denjenigen, die bereits einen Bildungsweg gewählt hatten, waren mit 6,6 vor allem diejenigen unzufrieden, bei denen Lehrveranstaltungen oder Berufsschulunterricht komplett ausfielen. 

Pandemie beeinflusst Werdegang

Ungefähr jede sechste Schülerin bzw. jeder sechste Schüler gab an, die Pandemie habe die Entscheidung des Bildungswegs nach dem Abitur stark beeinflusst. 47 Prozent der befragten jungen Erwachsenen nahmen direkt danach ein Studium auf. Von diesen studieren mit 95 Prozent fast alle zu Hause und kennen ihre Hochschule hauptsächlich aus Videoveranstaltungen. Eine Ausbildung wählten 9 Prozent der Befragten; sie berichteten seltener von Digitalunterricht, Unterrichtsreduktion oder Einschränkungen der Anwesenheit in der Berufsschule. 

Für die Studie wurden 2.338 Schülerinnen und Schüler aus 190 Schulen befragt, die im Sommer 2020 ihr Abitur machten.

Die Richtschnur für die Maßnahmen in der Schule sollen nach Ansicht der GEW die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sein. Dafür schlägt die GEW ein Fünf-Punkte-Programm vor:

5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen
Ab der 5. Klasse muss das gesellschaftliche Abstandsgebot von 1,5 Metern gelten. Dafür müssen Klassen geteilt und zusätzliche Räume beispielsweise in Jugendherbergen gemietet werden.
Um die Schulräume regelmäßig zu lüften, gilt das Lüftungskonzept des Umweltbundesamtes. Können die Vorgaben nicht umgesetzt werden, müssen sofort entsprechende Filteranlagen eingebaut werden.
Die Anschaffung digitaler Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler muss endlich beschleunigt werden. Flächendeckend müssen eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur geschaffen und IT-Systemadministratoren eingestellt werden. Zudem müssen die Länder Sofortmaßnahmen zur digitalen Fortbildung der Lehrkräfte anbieten.
Für die Arbeitsplätze in den Schulen müssen Gefährdungsanalysen erstellt werden, um Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler besser zu schützen.
Transparenz schaffen: Kultusministerien und Kultusministerkonferenz müssen zügig ihre Planungen umsetzen, wöchentlich Statistiken auf Bundes-, Landes- und Schulebene über die Zahl der infizierten sowie der in Quarantäne geschickten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zu veröffentlichen. „Wir brauchen eine realistische Datenbasis, um vor Ort über konkrete Maßnahme zu entscheiden“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. 

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.