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Wissenschaftsrat

Hochschulpakt muss für Dauerstellen sorgen

Templiner Manifest und Budenheimer Memorandum wirken. Die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Martina Brockmeier, scheint die Vorschläge der Bildungsgwerkschaft GEW gründlich studiert zu haben.

Foto: Thinkstock/artisteer
Foto: Thinkstock/artisteer

Die „Hochschulen müssen verlässlich und auskömmlich finanziert werden, damit sie auf lange Sicht planen und genügend wissenschaftliches Personal unbefristet anstellen können. Mit jahrelang gesammelter Expertise lehrt man besser als in einem Kurzzeitjob“, sagte Brockmeier in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. „Wasser auf die Mühlen der GEW“, kommentierte der GEW-Vize und Hochschulexperte Andreas Keller. „Jetzt sind Bund und Länder gefragt. Ein neuer Hochschulpakt muss her – Dauerstellen für Daueraufgaben!“

Brockmeiers Äußerungen kommen nicht völlig unerwartet. Im Mai 2018 hatte der Wissenschaftsrat mit einem Positionspapier zur Zukunft des Hochschulpakts für Aufsehen gesorgt. Darin hatte das Bund-Länder-Beratungsgremium bereits herausgearbeitet, dass der Hochschulpakt 2020 zwar für zusätzliche Studienplätze an den Hochschulen gesorgt hat, aber um den Preis einer weiteren Vermehrung von befristeten Beschäftigungsverhältnissen und Lehraufträgen.

In dem Interview prangert die Wissenschaftsratsvorsitzende auch die katastrophalen Betreuungsrelationen an den Universitäten an. Auf eine Professorin oder einen Professor kommen im Durchschnitt 66 Studierende. Mancherorts sind es sogar 130 Studierende auf einen Prof, so Brockmeier. Die Finanzierung des Hochschulpakts müsse daher durch eine Dynamisierung kontinuierlich aufgestockt werden.

GEW-Vize Keller freut sich über den Zuspruch des Wissenschaftsrats für die Forderungen seiner Gewerkschaft. Auf ihrer Wissenschaftskonferenz im September 2018 hat die GEW das Budenheimer Memorandum vorgelegt, in dem sich die Bildungsgewerkschaft für einen „neuen Hochschulpakt“ stark macht. Der Hochschulpakt müsse nicht nur verlängert und verstetigt, sondern auch kräftig aufgestockt und dynamisiert werden, heißt es in dem Memorandum, das die GEW auch im November 2018 auf dem Follow-up-Kongress zum Templiner Manifest mit Vertreterinnen und Vertretern des Bundes und der Länder diskutierte.

Von einem neuen Hochschulpakt erwartet die GEW aber auch die Gewährleistung von Standards für gute Arbeit an den Hochschulen. „Zeitverträge und Lehraufträge gefährden die Kontinuität und die Qualität der Lehre. Sie gehen letztlich auf Kosten der Studierenden. Der neue Hochschulpakt muss daher zu einer Entfristungsoffensive werden und Dauerstellen für Daueraufgaben in der Lehre schaffen. Gute Hochschulbildung sowie gute Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen sind zwei Seiten einer Medaille!“, unterstrich Keller. Er rief Bund und Länder auf, endlich die Weichen für einen neuen Hochschulpakt zu stellen, der eine nachhaltige Hochschulfinanzierung sicherstellt und für gute Lehre durch gute Arbeit sorgt.