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OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2019“

Wirtschaftlicher Aufschwung zeigt sich nicht in höheren Bildungsinvestitionen

Die OECD hat Deutschlands Bildungslandschaft 2019 zwar ein recht gutes Zeugnis ausgestellt. Die GEW mahnt jedoch, sich davon nicht blenden zu lassen: In Kitas, Schulen und an Universitäten fehle es weiter an Personal und guter Ausstattung.

Foto: stocksnap.io / Creative Commons CC0

Deutschland hat 2016 je Schülerin und Schüler/Auszubildenden im Primar-, Sekundar- und postsekundären nichttertiären Bereich mehr Geld als der Durchschnitt der OECD-Länder ausgegeben – konkret 11.294 US-Dollar (rund 10.300 Euro) im Vergleich zu 9.357 US-Dollar (8.475 Euro). Das geht aus der Studie „Bildung auf einen Blick 2019“ hervor, welche die OECD am Dienstag veröffentlichte. Besonders hoch waren die Ausgaben für Berufsbildungsgänge im Sekundarbereich II: Sie beliefen sich in Deutschland umgerechnet auf rund 14.785 Euro je Schülerin und Schüler/Auszubildenden und lagen damit um 49 Prozent über dem OECD-Durchschnitt. Im Primar-, Sekundar- und postsekundären nichttertiären Bereich machen die Ausgaben mit drei Prozent in Deutschland jedoch einen geringeren Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus als im Durchschnitt der OECD-Länder (3,5 Prozent).

„Deutschland hätte deutlich mehr investieren können und müssen. Der wirtschaftliche Aufschwung der vergangenen Jahre hat sich nicht in mehr Bildungsinvestitionen niedergeschlagen.“ (Marlis Tepe)

Statistiken alleine bildeten die Realität indes nicht ausreichend ab, betont die GEW. „In den Kitas, Schulen und an Universitäten fehlt es an Personal und guter Ausstattung, das erleben wir tagtäglich“, sagte die Vorsitzende Marlis Tepe in Frankfurt am Main. „Deutschland hätte deutlich mehr investieren können und müssen. Der wirtschaftliche Aufschwung der vergangenen Jahre hat sich nicht in mehr Bildungsinvestitionen niedergeschlagen.“ Trotz absoluter Ausgabensteigerung seien die relativen Aufwendungen Deutschlands für Bildung gemessen an dem guten Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahrzenten zurückgegangen. Hätte Deutschland 2016 von den Grund- bis zu den Hochschulen nicht 4,2 Prozent, sondern wie Norwegen 6,5 Prozent des BIP ausgegeben, stünden allein diesen Bildungseinrichtungen 72 Milliarden Euro mehr zur Verfügung.

Auch angesichts des dramatischen Lehrkräftemangels plädiert die GEW für einen „Schulterschluss für Bildung“, bei dem sich Bund, Länder und Kommunen gemeinsam für qualitativ bessere und zukunftsfähige Bildungseinrichtungen engagierten. Mit Blick auf die anstehenden Beratungen des Bundeshaushaltes forderte Tepe: „Ein Finanzschub in Richtung Bildung ist nicht zu erkennen. Hier muss nachgelegt werden.“

Außerdem dokumentiert der 576 Seiten lange Bericht unter anderem die Bildungsabschlüsse von Erwachsenen, den Übergang vom Ausbildungssystem zum Erwerbsleben, die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen von Bildung, Systeme zur frühkindlichen Bildung, Erfolgsquoten im Tertiärbereich und das Lernumfeld sowie die Organisation von Schulen in den OECD-Ländern. Mit Blick auf Lehrerinnen und Lehrer zeigt die Studie beispielsweise Klassengrößen und Lehrkräfte-Schüler-Relationen, Unterrichts- und Arbeitszeiten sowie die Alters- und Geschlechterstruktur der Lehrerschaft auf. Thematisiert werden auch die Gehälter von Lehrkräften und Schulleiterinnen und Schulleitern. In den meisten dieser Statistiken und Grafiken vergleicht der Bericht aber nicht explizit Deutschland mit den anderen OECD-Staaten.