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Bayreuther Erklärung

GEW kritisiert Unis für die Verteidigung von Zeitverträgen

Die Vereinigung der Kanzlerinnen und Kanzler der Universitäten Deutschlands hat sich in einem Positionspapier für das Festhalten an den Befristungsmöglichkeiten an Hochschulen ausgesprochen. Die GEW kritisiert dies als „anachronistisch“.

Protestaktion im Rahmen der Kampagne "Frist ist Frust" am 5. April in Berlin (Foto: Kay Herschelmann).

Die GEW hat die Bayreuther Erklärung der Universitätskanzlerinnen und -kanzler zu Zeitverträgen in der Wissenschaft scharf kritisiert. „Die Uni-Verwaltungschefs tun sich schwer mit den immer lauter werdenden Forderungen, mehr Dauerstellen im akademischen Mittelbau zu schaffen. Eisern halten sie an der Vorstellung fest, dass nur befristet beschäftigte wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gute Leistungen erbringen“, sagte der Hochschulexperte und stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende Andreas Keller. „Das ist anachronistisch – die Kanzlerinnen und Kanzler haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Sie sollten sich endlich ihrer Verantwortung für faire Beschäftigungsbedingungen und verlässliche Karrierewege in der Wissenschaft stellen.“

„Gute Lehre, gute Forschung und gutes Wissenschaftsmanagement setzen gute Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen voraus." (Andreas Keller)

Eine Hochschule sei nicht wie in der „Bayreuther Erklärung“ beschrieben „primär ein Qualifizierungssystem“, sondern vor allem ein Lehr- und Forschungssystem, dessen Betrieb ohne die rund 200.000 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammenbräche. „Gute Lehre, gute Forschung und gutes Wissenschaftsmanagement setzen gute Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen voraus", betonte Keller. Die GEW kritisiert im Streit um mehr Dauerstellen im akademischen Mittelbau das bestehende Verhältnis von 9 zu 1 unbefristet zu befristet als absolut unangemessen.

Die Vereinigung der Kanzlerinnen und Kanzler der Universitäten Deutschlands hatte bei ihrer 62. Jahrestagung am 19. September 2019 in Bayreuth eine Erklärung zur Regelung befristeter Beschäftigungsverhältnisse in der Wissenschaft verabschiedet. Darin heißt es, zwar seien die Forderungen nach Entfristung nachvollziehbar. Dies hätte jedoch Konsequenzen: „Vorhandene Qualifizierungsmöglichkeiten im wissenschaftlichen Mittelbau würden langfristig blockiert, eine Versorgung des Arbeitsmarktes mit wissenschaftlich qualifizierten Fachkräften würde dadurch stark eingeschränkt und eine Qualifizierung der Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen, mit der entsprechenden sozialen Sicherheit, könnte künftig nicht mehr gewährleistet werden.“

Auch in sozialen Netzwerken wie Twitter wird unter dem Hashtag #BayreutherErklärung seit Tagen über das Positionspapier der Kanzlerinnen und Kanzler diskutiert.