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KMK-Ländervereinbarung

GEW kritisiert Rückfall in die „Bildungspolitik der 1950er-Jahre West“

Die GEW kritisiert die neue Ländervereinbarung der Kultusministerkonferenz (KMK) als rückwärtsgewandt. Zu den vielen Themen, die sie in dem Papier vermisst, gehören Inklusion, Migration und der dramatische Lehrkräftemangel.

Die GEW wertet die Vereinbarung als "einzige Enttäuschung". (Foto: Dominik Buschardt)

Um eine bessere Vergleichbarkeit der Schulabschlüsse und Schulformen zwischen den Ländern zu erreichen, hat die Kultusministerkonferenz (KMK) eine sogenannte Ländervereinbarung verabschiedet. In 44 Artikeln werden Fragen der Qualitätssicherung, übergreifende Grundsätze der Bildung und Erziehung in den Ländern, die Aufgaben der an Schule Beteiligten, allgemeine Regelungen wie die Ferienregelung, die Gliederung und Organisation des Schulsystems und Fragen der Lehrerbildung beschrieben. Während KMK-Präsidentin Stefanie Hubig (SPD) von einem „historischen Tag für die Bildung in Deutschland“ sprach, kritisierte die GEW die Beschlüsse als „große Rolle rückwärts“ an einem „schwarzen Tag für die Bildung“.

Das Papier schreibe den Status quo einer Bildungspolitik der 1950er-Jahre West fest, sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Freitag in Frankfurt am Main: „Prüfungen werden zentralisiert und normiert, Qualität soll über noch mehr Tests und Bildungsstandards gesichert und veraltete Pädagogik jetzt auch digital betrieben werden. Von der Inklusion, dem gemeinsamen Lernen aller Kinder und Jugendlichen verabschiedet sich die KMK weitgehend. Interesse zeigt sie nur am Gymnasium, Gesamt- und Gemeinschaftsschulen tauchen nicht mehr auf.“ Zudem würden der dramatische Lehrkräftemangel kaum erwähnt sowie die Reform der Ausbildung und die Anforderungen der Migrationsgesellschaft an das Bildungssystem gar nicht thematisiert.  

„Die Achilles-Ferse des Bildungssystems in Deutschland, die starke Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft der Kinder und ihre Risikolagen, werden nicht in den Blick genommen.“ (Marlis Tepe)

Tepe monierte weiter: „Die Achilles-Ferse des Bildungssystems in Deutschland, die starke Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft der Kinder und ihre Risikolagen, werden nicht in den Blick genommen. Dabei weisen der Nationale Bildungsbericht, Pisa und viele andere Studien immer wieder darauf hin, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt. Hier muss endlich viel mehr geschehen: Die soziale Schere in Deutschland darf nicht immer weiter auseinanderklaffen.“

Für die Lehrerinnen und Lehrer sei die Vereinbarung eine einzige Enttäuschung, sie würden zu „Vorgabenumsetzern degradiert“. Statt den geplanten Nationalen Bildungsrat zu bilden, habe die KMK eine Kommission gebildet, die sie steuern könne. „Damit die KMK nicht auch noch das letzte Quäntchen Glaubwürdigkeit verspielt, erwarten wir, dass die gewerkschaftlichen Vertretungen der Lehrkräfte, und die demokratisch gewählten Vertretungen der Eltern sowie der Schülerinnen und Schüler in dieser Kommission als Bildungsexpertinnen und -experten eine wichtige Rolle spielen“, forderte Tepe.