Zum Inhalt springen

Kommentar

Geschlechterdemokratie ausbauen

Wie sieht es mit der Gleichstellung in der GEW aus? Im Geschäftsführenden Vorstand sind nur vier der zehn Mitglieder weiblich. Eine Arbeitsgruppe soll Gleichstellungsmaßnahmen für die Organisation entwickeln und zur Diskussion stellen.

GEW-Vorstandsmitglied Frauke Gützkow (Foto: Kay Herschelmann)

Mehr Gewerkschaft. Mehr Gleichstellung. Mehr denn je! So lautet das diesjährige Motto des DGB zum Internationalen Frauentag. Warum ein Mehr an Gleichstellung in Personalräten, Schul- und Kita-Leitungen sowie Parlamenten nötig ist, zeigen die Artikel in dieser E&W zum Thema „Geschlechterparität“ auf. Sie machen deutlich: Es ist mehr Verbindlichkeit erforderlich. Die Personalvertretungsgesetze müssen nachgebessert werden. Ein „sollen“ reicht nicht aus, die Geschlechter müssen im Personalrat entsprechend dem Zahlenverhältnis der Beschäftigten vertreten sein. Mit Blick auf die Personalentwicklung braucht es verbindliche Gleichstellungspläne – Bestandsaufnahmen, Zielquoten und Maßnahmen zur Zielerreichung, konkrete personelle, organisatorische und Fortbildungsmaßnahmen. Und für die Parlamente sind Parité-Gesetze der Weg, auch wenn es da noch Hürden gibt.

Wie sieht es mit dem Mehr an Gleichstellung in der GEW aus? Das kommt darauf an, welches Gremium man sich anschaut. Im Geschäftsführenden Vorstand (GV) ist Luft nach oben, bisher sind nur vier der zehn Mitglieder weiblich. Der Frauenanteil unter den Mitgliedern liegt bei 72 Prozent. Im Hauptvorstand, dem höchsten beschlussfassenden Gremium zwischen den Gewerkschaftstagen, etwa 65 Kolleg*innen, liegt der Frauenanteil bei 57 Prozent (2016: 44 Prozent), im Koordinierungsvorstand (hier arbeiten Landesvorsitzende und GV-Mitglieder zusammen) bei 69 Prozent (2016: 54 Prozent). Das zeigt: Es gibt sie, die qualifizierten und ambitionierten Frauen, die bereit sind, politische Ämter zu übernehmen.

Geschlechterungleichheiten in der GEW

„Gleichstellung in der GEW stärken und umsetzen!“ lautet der Titel eines Antrags für den nächsten Gewerkschaftstag. Eine Arbeitsgruppe soll sich die Ursachen von Geschlechterungleichheiten in der Organisation vergegenwärtigen, konkrete Gleichstellungsmaßnahmen entwickeln und zur Diskussion stellen. Es werden Teammodelle in Leitungsfunktionen der GEW-Gremien und die angemessene Beteiligung der Geschlechter bearbeitet sowie das Für und Wider einer Begrenzung von Amtszeiten diskutiert. Auch die Organisationskultur wird in den Blick genommen. Es gibt keine innergewerkschaftlichen Regelungen, die Mitglieder von der politischen Arbeit ausschließen. Es zeigt sich jedoch, dass überproportional mehr Männer als Frauen an der Gremienarbeit und an Entscheidungen teilhaben.

Quotierung in der GEW heißt: Potenziale erkennen – Teilhabe ermöglichen – Interessenvertretung für die Mitglieder verbessern. Eine Geschlechterquote eröffnet Wege, der Vielfalt der GEW-Mitglieder gerecht zu werden, die sich ja auch nach Alter, sozialer Herkunft, ethnischem Hintergrund, Beschäftigungsverhältnis, Organisationsbereich sowie der Lebenssituation unterscheiden. Die GEW hat in ihrer Satzung den „Ausbau der Geschlechterdemokratie“ gleichermaßen als Zweck und Aufgabe bestimmt. Es ist eine Aufgabe für uns alle, diese Selbstverpflichtung mit Leben zu füllen.

Eine Quote zu entwickeln, die zur GEW passt, führt zu mehr Gewerkschaft und mehr Gleichstellung.

Mit dem Instrument einer Geschlechterquote kann unmittelbar der Anteil des unterrepräsentierten Geschlechts erhöht werden, sie gibt gleichstellungspolitische Impulse für die Organisationsentwicklung der GEW. Eine Veränderung der gewerkschaftlichen Strukturen und Arbeitsweisen bietet Anreize für nachkommende, bisher nicht aktive Gewerkschaftsmitglieder. Damit vergrößern sich die Potenziale für die Gewerkschaftsarbeit. Die Verteilung von Verantwortung bzw. Macht und Arbeit wird neu gemischt. Eine Quote zu entwickeln, die zur GEW passt, führt zu mehr Gewerkschaft und mehr Gleichstellung.