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Digitalpakt

Füller, Schulbuch, Laptop

Der Stadtstaat Hamburg setzt beim Digitalpakt auf Endgeräte für alle und die Selbstverwaltung der Schulen. Zahlreiche Details müssen aber noch geklärt werden - etwa die Wartung der Geräteparks.

Rund 128 Millionen Euro erhält Hamburg aus dem Digitalpakt Schule. Knapp 40 Millionen Euro stehen für die Anschaffung von Endgeräten zur Verfügung. (Foto: mauritius images/Gennadiy Poznyakov/Alamy)

Ein Roboter hilft krebskranken Kindern, vom Klinikbett aus in der Klasse dabei zu sein: nur eines von vielen Projekten in Hamburg, bei denen digitale Technik in Schulen eingesetzt wird. Die Hansestadt liegt – etwa beim schnellen Netz – im Bundesvergleich vorn und will die Mittel aus dem Digitalpakt nutzen, um „Hamburgs Schulen mit modernster Technik auszustatten“, so verspricht es Bildungssenator Ties Rabe (SPD). Doch die GEW und die Hamburger Lehrerkammer befürchten, dass die pädagogischen Inhalte zu kurz kommen.

Die ersten 40 Millionen Euro aus dem Pakt kündigte die Schulbehörde als „verspätetes Weihnachtsgeschenk“ im Januar an und lud die Schulleitungen zu einer Messe ein, um sich „Endgeräte und Präsentationstechnik“ anschauen zu können. Ohne die Zwangspause durch die Corona-Pandemie könnten Hamburgs Schulkinder vermutlich schon jetzt digital durchstarten. Denn auch eigene Geräte sollen zunehmend eingesetzt und „ganz selbstverständlich neben Schulbuch und Füller“ benutzt werden, so Rabe. Dem Stadtstaat hilft seine Struktur: Zwischen Schulen und Behörde steht keine weitere Verwaltungsebene, wie es die kommunalen Schulträger in den Flächenländern sind, das beschleunigt die Kommunikation. Zudem liegen bereits so gut wie überall Netzkabel.

Kritik der GEW

Trotzdem: Die schöne digitale Welt sei nicht so strahlend, wie Senator Rabe und Martin Brause, der „Chief Digital Officer“ – diese Funktion existiert tatsächlich an der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung – sie zeichnen, sagt Fredrik Dehnerdt, stellvertretender Vorsitzender der GEW Hamburg: „Ja, es gibt stadtweit WLAN, aber die Qualität reicht längst nicht überall aus, damit die 1.200 oder mehr Kinder einer großen Schule mit mehreren Standorten gleichzeitig ins Netz gehen können.“ Die Idee, eigene Geräte zu nutzen, stoße bei finanzschwächeren Familien an Grenzen: „Wir sehen, dass Homeschooling in Brennpunktstadtteilen eben doch schwieriger ist als im noblen Blankenese.“

Zwar garantiere der Stadtstaat Lernmittelfreiheit, doch bis dahin bleibe noch einiges zu tun. Außerdem sei „gar nicht klar, wohin die Reise inhaltlich hingehen soll“. GEW und Lehrerkammer fordern ein „Primat der Pädagogik“. Doch „die Frage: ‚Was muss ich vermitteln?‘ lässt sich heute gar nicht eindeutig beantworten“, so Brause in einem Interview mit der „Hamburger Lehrerzeitung“. Denn angesichts der rasenden technologischen Entwicklung sei nicht bekannt, welches Wissen heutige Schulkinder für Studium oder Berufsleben ab 2030 brauchen.

„Das Budget und der Entscheidungsspielraum der Schulen ist größer, dafür haben sie mehr Aufgaben zu tragen.“ (Fredrik Dehnerdt)

Neben dieser großen Frage muss Hamburg zahlreiche Details klären. So ist ungeklärt, wer die Wartung der Geräteparks übernimmt. Denn auch hier tickt die Hansestadt anders als andere Länder, in denen die Schulträger zuständig sind: „Das Budget und der Entscheidungsspielraum der Schulen ist größer, dafür haben sie mehr Aufgaben zu tragen“, erklärt Dehnerdt.

Es stellt sich die Zukunftsfrage: Endgeräte veralten schnell, und was, wenn die rund 128 Millionen Euro aus dem Pakt verbraucht sind? Ebenfalls nicht gelöst sei die Frage, „womit die Lehrkräfte arbeiten“, kritisiert Dehnerdt. Ohne Dienstgeräte seien „die Datenschutzanforderungen eigentlich nicht zu erfüllen“ – ein untragbarer Zustand aus Sicht der Gewerkschaft. Klar sei, so Hamburgs GEW-Vorsitzende Anja Bensinger-Stolze, dass die Digitalisierung für die Lehrkräfte zunächst vor allem mehr Arbeit bedeute.