In der Bildungspolitik wird ein neues Schlagwort debattiert: Open Educational Resources (OER), übersetzt freie Unterrichtsmaterialien im Netz. Die UNESCO erwarte durch OER „ein gewaltiges Potenzial zur Verbesserung der Qualität und Effektivität von Bildung“, schreibt der Diplom-Pädagoge und Dozent und Berater für Lernen mit digitalen Medien, Jöran Muuß-Merholz, in der Juli/August-Ausgabe der „E &W“. Die Europäische Kommission spreche von einer „Chance für die Neugestaltung der Bildung in der EU“. Kultusministerkonferenz (KMK) und Bundesbildungsministerium (BMBF) stellten fest: „OER können einen Mehrwert bei der Vermittlung und Aneignung von Wissen darstellen und pädagogische Ziele wie zum Beispiel die Individualisierung von Lehr-Lern-Prozessen fördern.“ Damit Schulen von OER tatsächlich profitieren, müssen nach Ansicht der GEW jedoch verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein.
Laut Muuß-Merholz wird das Thema OER in Deutschland erst seit wenigen Jahren diskutiert. Es gibt erste Fortbildungsangebote für Lehrende. Ein Positionspapier von KMK und BMBF listet Maßnahmen auf, die Bund und Länder angehen wollen. Das Land Berlin entwickelt eine eigene OER-Plattform. Dort wird sogar darüber nachgedacht, Lehrkräfte durch bereitgestellte Materialien bei Unterrichtsverpflichtungen zu entlasten. Im Bundeshaushalt 2015 gibt es erstmals einen Posten in Höhe von zwei Millionen Euro für OER. Muuß-Merholz betont: „Das große Potenzial wird sich in dem Maße zeigen, ob und wie häufig Materialien im Unterricht oder bei der Unterrichtsvorbereitung online genutzt werden.“