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Frauenzukunftsplan: Kürzere Vollzeit und mehr Gehalt

Die Frauen in der GEW haben die Weichen für eine künftige geschlechtergerechte Arbeit gestellt: Bei der FrauenZukunftsKonferenz wurden über eine 30-Stunden-Woche und ein Wahlarbeitszeitgesetz debattiert. Auch das Thema Gehalt stand auf der Agenda.

Nach zwei Tagen Diskussionen, Vorträgen und Workshops zum Thema "Zeit zu leben – Zeit zu arbeiten" füllen die "Zukunftspläne" etliche Seiten. Zeit für Arbeit, Familie, gewerkschaftliches Engagement und sich selbst ist nötig. Ohne in die sogenannte Teilzeitfalle zu geraten und zur dauerhaften Dazuverdienerin zu werden – Altersarmut inklusive. „Wir brauchen eine neue, eine kürzere Vollzeit für Männer und Frauen“, forderte die Leiterin des Arbeitsbereichs Frauenpolitik im GEW-Hauptvorstand, Frauke Gützkow. "Wir wollten als Frauen immer die 30-Stunden-Woche", sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. 

Zeit, Arbeit und Geld waren die übergreifenden Schlagworte der Konferenz zu guter und geschlechtergerechter Arbeit im Bildungssektor. Die Grenzen dabei sind fließend, die Probleme so bekannt wie ungelöst: Insbesondere Frauen arbeiten oft über Jahre in Teilzeit, was sich zwar auf der Lohnabrechnung und bei der Rente, nicht aber anhand der tatsächlich am Schreibtisch verbrachten Stunden zeigt. Hier sei eine eindeutigere Definition von Arbeitszeit nötig, waren sich die 80 Tagungsteilnehmerinnen einig.

Lebensphasenorientierte Arbeitszeit

"Man kann die Zeitdebatte aber nicht nur über die Arbeitszeit führen", betonte Gützkow. "Wir kommen nur weiter, wenn wir auch die Arbeitsteilung in der Familie stärker diskutieren." Einen "guten Anstoß" sieht sie in der von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) geplanten Familienarbeitszeit: beide Eltern sollen bis zu zwei Jahre lang 28 bis 36 Wochenstunden arbeiten können und bekommen einen Gehaltsausgleich von je 150 Euro. Tepe empfahl zudem den Blick nach Norwegen: Dort wird allen Kindern per Gesetz ein Kindergartenplatz garantiert, neun von zehn Vätern teilen sich die Elternzeit mit der Mutter. 

"Wir kommen nur weiter, wenn wir auch die Arbeitsteilung in der Familie stärker diskutieren." 


Bei der Frauenzukunftskonferenz stellten Expertinnen weitere Modelle zur Flexibilisierung im Sinne der Arbeitnehmer_innen von Arbeitszeit vor. Denkbar ist etwa, diese an verschiedene Lebensphasen wie Kindererziehung, Weiterbildung oder Pflege von Angehörigen anzupassen, wie Christina Klenner vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung erklärte. "Sorgearbeit hat einen viel geringeren Stellenwert als Erwerbsarbeit, das muss dringend auf den Prüfstand", betonte sie.

Johanna Wenckebach präsentierte das Wahlarbeitszeitgesetz des Deutschen Juristinnenbundes, bei demArbeitgeber_innen und Arbeitnehmer_innen zusammen mit Betriebsrät_innen und Gewerkschaften Arbeitszeitkonzepte erstellen. Gützkow bewertete beide Vorschläge als "weit oben auf der Agenda" und will sie in der GEW weiter diskutieren.

"Die Zeit ist reif, das Thema anzugehen." 

 

Gutachten und Studie stärken A13-Forderung

Beim Thema Geld stehen derzeit vor allem die Grundschullehrerinnen im Fokus, für welche die GEW eine Besoldung nach A13 fordert. Nachdem ein Rechtsgutachten jüngst eine mittelbare Diskriminierung von Frauen festgestellt hatte, da 90 Prozent der Lehrkräfte an Grundschulen weiblich seien, appellierte Gützkow: "Die Zeit ist reif, das Thema anzugehen."

Rückenwind für die Forderung nach gleichem Geld für gleichwertige Arbeit sah Niedersachsens GEW-Vizevorsitzende Laura Pooth auch durch eine jüngst veröffentlichte Arbeitszeitstudie ihres Landes: Diese kam unter anderem zu dem Ergebnis, dass viele Überstunden an Grundschulen und von Teilzeitkräften – sprich von Frauen - geleistet würden.

Unterdessen müssen die GEW-Frauen auch intern noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Auch innerhalb der Gewerkschaft gebe es Rollenstereotype und zu wenig Bewusstsein für Geschlechtergerechtigkeit, sagte Gützkow. Pooth plädierte für mehr Frauen in Führungspositionen der GEW. Zudem wurde der Wunsch nach Fortbildungen zum Thema "Empowerment" für Frauen laut. Die Berliner Landesvorsitzende Doreen Siebernik rief dazu auf, künftig regelmäßig und "so konkret wie möglich in den Austausch zu kommen".