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Frauen stärken – Zukunft gestalten

Die eigenen Wurzeln zu kennen, ermöglicht Zukunftsfähigkeit. Seit 20 Jahren ist in der GEW ein Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands (GV) hauptamtlich für Frauenpolitik zuständig, seit 30 Jahren gibt es den Bundesfrauenausschuss und vor 40 Jahren legte die damalige stellvertretende Vorsitzende der GEW, Britta Arold (Naumann), die Grundlagen für beides. Drei Jubiläen kann die GEW auf Bundesebene feiern, die GEW-Frauenpolitik ist gut aufgestellt.

Damit die GEW mit einem Frauenanteil von siebzig Prozent zukunftsfähig bleibt, brauchen wir eine starke Frauen-, Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik, die organisationspolitisch auf drei Beinen steht: dem Bundesfrauenausschuss bestehend aus Vertreterinnen der Landesverbände und allen Organisationsbereichen der GEW, einer für Frauen-, Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik verantwortlichen Hauptamtlichen im GV, damit Genderpolitik auf Bundesebene kontinuierlich fachlich präsent und einflussreich ist, und nicht zuletzt verbindlichen Strategien wie Gender Mainstreaming bzw. Vorstandsbereichs übergreifende Querschnittspolitik.

Auf dem Gewerkschaftstag im Juni 2013 stellen die GEW-Frauenpolitikerinnen einen satzungsändernden Antrag zur Diskussion und Abstimmung. Danach sollen auch Teamleitungsmodelle und die Repräsentanz von Frauen entsprechend ihrem Mitgliederanteil in den Entscheidungsgremien zur Verbesserung der Organisationskultur beitragen. Das geschieht nicht im Selbstlauf – dazu bedarf es eines professionellen Organisationsentwicklungsprozesses, an dem alle Akteure beteiligt sind.

Welche politischen Aufgaben erledigt die GEW auf Bundesebene und welche soll sie sich in Zukunft vornehmen? Diese Fragen müssen zwischen den GV-Mitgliedern, den Bundesgremien und den Landesverbänden im Konsens geklärt werden. Hier stellt sich die Frage, welche Bedeutung hatte die GEW-Frauenpolitik und wie sieht eine wirksame GEW-Frauen-, Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik in einer zukunftsfähigen Bildungsgewerkschaft aus.

Warum das alles? GEW-Frauenpolitik hat sich nicht erledigt! Zwar sind die meisten GEW-Mitglieder Frauen, doch spiegelt sich dies in der Zusammensetzung und ganz besonders in der Arbeitskultur vieler Entscheidungsgremien nicht wider. Die GEW muss die Meinungsführerschaft in der Gleichstellungs- und Frauenpolitik im Bildungsbereich ausbauen. Sie muss Gleichstellungsbeauftragte so wie Personalräte fortbilden. Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird von im Bildungsbereich beschäftigten Frauen über langandauernde Teilzeitarbeit gelöst, Männer sind immer noch viel zu wenige dabei – die fehlende gesellschaftliche Infrastruktur für Care-Arbeit (Kindererziehung und Pflege älterer Angehöriger) zementiert auch hier das Geschlechterverhältnis. Die Karrierechancen für Frauen sind in allen Bildungsbereichen geringer als für Männer und die Führungspositionen sind oft unattraktiv ausgestaltet. Eine diskriminierungsfreie Personalpolitik und Entgeltgleichheit für gleichwertige Lehrtätigkeiten stehen auf der Agenda – ebenso eine Antidiskriminierungspolitik, die alle davon Betroffenen miteinbezieht, wie Behinderte, Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter* (LSBTI), Menschen mit Migrationshintergrund. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden: Alle diese gesellschaftlichen Gruppen müssen sich mit dem Prinzip der Zweigeschlechtlichkeit auseinandersetzen, denn die gesellschaftliche Hierarchie zwischen Männern und Frauen wirkt sich für alle aus. Gewerkschaftliche Frauen-, Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat viel zu tun!