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Fehlende Deutschkenntnisse vieler Geflüchteter

Für die meisten Flüchtlinge ist das Ziel klar: Deutsch lernen und arbeiten. Doch der Weg dorthin führt über einen Flickenteppich aus Sprachkursen, die nur selten ineinander greifen.

Als nach fünf Monaten für 17 Männer aus Afghanistan und Somalia der „Berufsbezogene Intensivsprachkurs für Flüchtlinge“ in Hamburg endet, ist die Bilanz ernüchternd. Der Kurs sollte neben der allgemeinen Sprachförderung die Chancen der Teilnehmenden auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Sozialpädagogin Antje Hansen erfasste die beruflichen Kompetenzen jedes Teilnehmers. Ergebnis: Für viele wird es schwierig, mit den mitgebrachten beruflichen Qualifikationen auf dem deutschen Arbeitsmarkt Anschluss zu finden. „Auch die Deutschkenntnisse reichen bei den meisten Teilnehmern noch nicht aus, um sich auf einen Arbeitsplatz oder eine Qualifizierung zu bewerben“, sagt Hansen.

Für die Mehrheit der Teilnehmer war dies der erste offizielle Sprachunterricht, nur wenige hatten zuvor einen Platz in einem kurzen, von der Stadt finanzierten Kurs gefunden. „Wir haben in den Wohnunterkünften Deutsch gelernt“, erzählt Abdullah Naaser. Unterrichtet wurden sie dort von Ehrenamtlichen. Die Vorkenntnisse sind also höchst unterschiedlich – ebenso wie die persönlichen Voraussetzungen: von Abdullah Naaser, der in Afghanistan als Dolmetscher für die amerikanischen Streitkräfte tätig war, bis zu seinem Landsmann, einem Viehhüter mit nur wenigen Jahren Schulbildung.

GEW fordert gleichberechtigten Zugang zu Bildung und Qualifikation

Normalerweise baut der Kurs für berufsbezogenes Deutsch auf die verpflichtenden Integrationskurse auf. Die wurden im vergangenen Jahr zwar für Flüchtlinge geöffnet – jedoch nur für diejenigen mit einer „guten Bleibeperspektive“. Diese ist laut Innenministerium gegeben, „wenn ein Asylbewerber aus einem Herkunftsland stammt, das eine Schutzquote von über 50 Prozent aufweist“. Das gilt pauschal für Menschen aus Syrien, Eritrea oder dem Irak. Nicht jedoch für Afghanen oder Somalier mit Schutzquoten von 46,7 beziehungsweise 25 Prozent. Sie müssen weiterhin auf den Abschluss ihres Verfahrens warten – was derzeit Jahre dauern kann.

Die Einteilung anhand einer konstruierten Bleibeperspektive sieht Ansgar Klinger, im GEW-Vorstand für Berufliche Bildung und Weiterbildung verantwortlich, kritisch. „Dieses Vorgehen widerspricht dem Anspruch auf Prüfung eines jeden Einzelfalls“, sagt er. „Zudem fordern wir einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung und Qualifikation.“ Darüber hinaus kritisiert der Berufsbildungsexperte „das Durcheinander teils konkurrierender Programme der Länder und Kommunen sowie privater Anbieter mit intransparenten Zugangskriterien“. Er fordert eine Koordinierung der Bundes- und Länderaktivitäten.

Den kompletten Artikel von Michaela Ludwig gibt es in der Mai-Ausgabe der "E&W".