Zum Inhalt springen

Ausbildungsreport 2019

Fast die Hälfte aller Azubis wird nicht auf Digitalisierung vorbereitet

Viele Jugendliche sehen sich durch ihre Berufsausbildung nur unzureichend für die digitale Arbeitswelt gerüstet. Das geht aus dem Ausbildungsreport der DGB-Jugend hervor. DGB-Vizevorsitzende Elke Hannack sagt, die Zahlen „machen uns Sorge“.

Smartphone, Cloud und Streaming: Digitale Kommunikation und digitale Tools sind für junge Menschen fester Bestandteil ihres Alltags. In der Ausbildung mangelt es jedoch an digitalen Inhalten, wie der diesjährige Ausbildungsreport der DGB-Jugend zeigt. Zwar geben rund 80 Prozent der Befragten an, dass Digitalisierung und Automatisierung in ihrer Ausbildung wichtig oder sehr wichtig seien. Doch nur 54 Prozent der Jugendlichen sehen sich während ihrer Ausbildung gezielt darauf vorbereitet, digitale Technologien auch zu nutzen.

Mit Dauer der Ausbildung sinken diese Werte zudem: Während im ersten Lehrjahr mehr als drei Viertel (75,3 Prozent) der Auszubildenden optimistisch sind, was ihre Vorbereitung auf die digitale Arbeitswelt angeht, sind es kurz vor der Abschlussprüfung nur noch 60,4 Prozent. Nur ein Drittel (34,9 Prozent) der Auszubildenden beurteilt die digitale Ausstattung ihrer Berufsschule als sehr gut oder gut. Ebenfalls ein Drittel (32,7 Prozent) sieht sich durch den Berufsschulunterricht nur ausreichend oder mangelhaft für den Umgang mit digitalen Medien und Technologien gerüstet.

Enorme Unterschiede gibt es zwischen großen und kleinen Betrieben. Während 70 Prozent der Auszubildenden in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen, sie würden gezielt für digitale Technologien qualifiziert, sind es in kleinen Betrieben mit fünf bis zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nur 45 Prozent. Wo es Betriebsräte oder Jugendvertretungen (JAVs) gibt, ist die Lage besser. 

„Zu einer guten Ausbildung gehören eine bessere technische Ausstattung und die Vermittlung von digitalen Kompetenzen ebenso dazu, wie besser qualifiziertes Lehrpersonal und Breitbandanschlüsse für die Berufsschulen.“ (Manuela Conte)

„Diese Zahlen machen uns Sorge. Berufsschulen und Betriebe müssen gleichermaßen besser werden. Die Mittel aus dem Digital-Pakt von Bund und Ländern müssen auch an den beruflichen Schulen ankommen. Überdies gilt es, das betriebliche Ausbildungspersonal besser zu qualifizieren“, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. „Zu einer guten Ausbildung gehören eine bessere technische Ausstattung und die Vermittlung von digitalen Kompetenzen ebenso dazu wie besser qualifiziertes Lehrpersonal und Breitbandanschlüsse für die Berufsschulen“, forderte DGB-Bundesjugendsekretärin Manuela Conte.

Weitere Ergebnisse des Ausbildungsreports 2019: 

  • Über ein Drittel der Befragten, muss regelmäßig Überstunden machen. Fast jeder achte Jugendliche unter 18 Jahren muss mehr als 40 Stunden in der Woche arbeite, obwohl dies verboten ist. Ebenfalls jeder achte muss immer oder häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten machen. 
  • Auf der einen Seite steigt die Zahl der unbesetzten Plätze auf mittlerweile fast 58.000, auf der anderen Seite gibt es weiter Regionen mit einem angespannten Ausbildungsmarkt. Die Ausbildungschancen der Jugendlichen hängen insbesondere von ihrem Wohnort, ihrem Schulabschluss und ihrem Pass ab. 
  • Erstmals sind weniger als 70 Prozent der Auszubildenden (69,9 Prozent) mit ihrer Ausbildung zufrieden – Tendenz sinkend. Es gibt große Unterschiede zwischen den Branchen: Industriemechaniker, Verwaltungsfachangestellte, Mechatroniker und Industriekaufleute sind überdurchschnittlich zufrieden. Hotelfachleute, Köche sowie Auszubildende in Teilen des Handwerks bewerten ihre Betriebe dagegen als mangelhaft.

An der repräsentativen Befragung beteiligten sich 16.181 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 häufigsten Ausbildungsberufen.