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E&W 11/2017: Lehrkräftemangel

Den Generationenwechsel in den Lehrerzimmern zu organisieren, haben alle Bundesländer verpasst. Nachhaltige Konzepte der GEW sind jahrelang ignoriert worden. Das rächt sich: Überall herrscht Lehrkräftemangel - das Schwerpunktthema der neuen "E&W".

Tausende Lehrkräftestellen können nicht besetzt werden, während die Länder weiter mit überholten Daten zur Entwicklung der Schülerzahlen planen. Um neue Klassen zu bilden und neue Stellen einzurichten, müssten mehrere Milliarden investiert werden, sagt der Bildungsforscher Klaus Klemm. In Sachsen werden wegen des Lehrkräftemangels Hunderte Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger für den Schuldienst akquiriert. Die GEW Berlin meldet, dass 41 Prozent der neueingestellten Lehrkräfte Quereinsteigerinnen und -einsteiger seien. In  Baden-Württemberg konnte mehr als jede zehnte Stelle zu Schuljahresbeginn nicht besetzt werden. Nach 2016 plant die GEW daher einen weiteren JA13-Aktionsschwerpunkt vom 12. bis 24. November. Zudem schlägt die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe der Politik ein konkretes Maßnahmenpaket vor. Darin enthalten sind Forderungen wie die Bezahlung aller Lehrkräfte mindestens nach A13 und eine schrittweise Reduzierung der Pflichtstundenzahl.

Noch immer werden unterdessen voll ausgebildete Lehrkräfte, die in der Sekundarstufe I unterrichten, unterschiedlich bezahlt. Betroffen sind vor allem Hauptschullehrkräfte mit Staatsexamen nach alter Lehramtsausbildung. Zwar bröckelt grundsätzlich der Widerstand gegen „A13 für alle“. Nachholbedarf gibt es aber vor allem noch an den Grundschulen.

Auch beim Thema Digitalisierung hinkt der Bildungsbereich nach Einschätzung von Experten hinterher. „Weg von der Evaluierung und nochmaligen Evaluierung, hin zur Umsetzung in der Praxis“, lautete eine Forderung beim Bildungspolitischen Leibniz-Forum. Von Kindern mit Migrationshintergrund erwarten Lehrkräfte derweil weniger als von Kindern, in deren Familie niemand zugewandert ist. Das ist ein Ergebnis der Studie „Vielfalt im Klassenzimmer. Wie Lehrkräfte gute Leistung fördern können“. Unterdessen haben die Jugendmigrationsdienste ihre Angebote für Flüchtlinge geöffnet: Beraten werden jetzt auch Flüchtlinge, die mit einer Duldung in Deutschland leben. Im deutschen Exil leben aktuell auch viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Türkei.

Schauplatz Hochschulen: Nachdem das Bundesverfassungsgericht den Numerus Clausus auf den Prüfstand gestellt hat, fordert die GEW weitere Schritte: Die neue Bundesregierung müsse zügig die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen schaffen, um den NC zu überwinden. An der Goethe-Universität Frankfurt am Main gibt es derweil seit einiger Zeit einen Lehrstuhl zur Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust. Für Lehrstuhlinhaberin Sybille Steinbacher bleiben vor allem „die großen, zentralen Fragen“ wichtig: „Welche gesellschaftlichen Prozesse machten soziale Ausgrenzung, Entrechtung, Ausplünderung und Deportation erst möglich?“