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AOK-Studie zur Coronapandemie

Erzieherinnen und Betreuerinnen erkranken am häufigsten an Corona

Wer mit Kindern arbeitet, erkrankt häufiger an Corona als andere Berufsgruppen. Darauf deutet eine Auswertung der Daten von AOK-Versicherten hin. Die GEW fordert seit Monaten passgenaue und wirksame Hygienepläne für Kitas.

Foto: GEW/Shutterstock
AOK-Daten zeigen, dass Erziehungsberufe ein sehr hohes Infektionsrisiko tragen. (Foto: GEW/Shutterstock)

Kita-Beschäftigte haben laut Studie ein besonders großes Risiko, an Covid-19 zu erkranken: Berufe in der Betreuung und Erziehung von Kindern waren von März bis Oktober 2020 am stärksten von Krankschreibungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus betroffen, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) auf Basis einer Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten der AOK-Mitglieder mitteilte. Demnach fehlten in diesem Zeitraum coronabedingt 2.672 je 100.000 AOK-versicherte Beschäftigte. Diese Zahl liegt mehr als das 2,2-fache über dem Durchschnittswert von 1.183 Betroffenen.

„Beschäftigtengruppen, die in der Pandemie weiter am Arbeitsplatz präsent sein mussten und nicht ins Homeoffice gehen konnten, sind im bisherigen Verlauf der Pandemie stärker von Covid-19 betroffen.“ (Helmut Schröder)

In einer früheren WIdO-Auswertung für die erste Phase der Pandemie von März bis Mai 2020 belegten Berufe in der Alten- und Krankenpflege die Spitzenplätze, jetzt finden diese sich auf Platz sieben und acht. Auf Rang zwei stehen mit 2.469 Erkrankten je 100.000 Beschäftigte medizinische Fachangestellte. „Beschäftigtengruppen, die in der Pandemie weiter am Arbeitsplatz präsent sein mussten und nicht ins Homeoffice gehen konnten, sind im bisherigen Verlauf der Pandemie stärker von Covid-19 betroffen. Dies sind insbesondere Berufe mit direktem Kontakt zu anderen Menschen“, sagte der stellvertretende WldO-Geschäftsführer Helmut Schröder.

Insgesamt wurden von 13,2 Millionen AOK-versicherten Erwerbstätigen von März bis Oktober 2020 rund 155.610 Beschäftigte wegen einer Coronavirusinfektion krankgeschrieben. Dabei waren Frauen häufiger betroffen (1.378 je 100.000 ) als Männer (1.031).

Die GEW fordert seit Monaten, in den Kitas die individuellen Gefährdungsbeurteilungen nach Arbeitsschutzgesetz umzusetzen und für jede Kita passgenaue und wirksame Hygienepläne zu erstellen. Die Forderungen im Detail:

Für die Kitas verlangt die GEW, die individuellen Gefährdungsbeurteilungen nach Arbeitsschutzgesetz umzusetzen. Jede Kita braucht passgenaue und wirksame Hygienepläne. „Die Regelungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für Kitas zum Infektionsschutz sind zu beachten und umzusetzen. Weiter müssten alle Kitaträger Betriebsmediziner einsetzen, diese sollten die Risikogruppen bei den Beschäftigten beraten und im Einzelfall von der Arbeit in der Kita freistellen“, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe. Sie regte zudem an, freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten anzubieten.

  • Freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten
  • Passgenaue und wirksame Hygienepläne für jede Kita
  • Umsetzung der Empfehlungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) an Kitas
  • Risikogruppen von Betriebsmedizinern beraten lassen und im Einzelfall von der Arbeit an der Kita freistellen

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.

„Viele Erzieherinnen und Erzieher machen sich Sorgen um die eigene Gesundheit.“ (Björn Köhler)

„Viele Erzieherinnen und Erzieher machen sich Sorgen um die eigene Gesundheit“, sagte GEW-Vorstandsmitglied und Kita-Experte Björn Köhler gestern dazu auf dem News-Portal watson.de. Dies gelte insbesondere, „wenn die Träger die Hygiene- und Schutz-Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) nur halbherzig umsetzen.“ Zwar seien Kitas weiterhin verhältnismäßig selten von Covid-19-Ausbrüchen betroffen, doch die Zahlen steigen.

Ein weiteres Problem sei, dass die meisten Kitas nach wie vor geöffnet sind. Aktuelle Zahlen der Corona-Kita-Studie zeigten, so Köhler, dass etwa 61 Prozent aller Kita-Kinder in die Einrichtungen gebracht würden. „Schuld daran sind auch die unklaren Ansagen der Politik und die vielen Einzelwege der Länder. Das ist ein großes Problem“, sagte Köhler weiter. Die Entscheidung, die Kitas offen zu halten werde auf dem Rücken der Erzieherinnen und Erzieher ausgetragen. „Sie fühlen sich alleine gelassen“, sagte Köhler. Die Politik müsse nun endlich einheitliche Lösungen entwickeln, um dem Wirrwarr um Öffnungen und Schließungen entgegenzuwirken und Planungssicherheit zu gewinnen. Böhler setzt sich dafür ein, frühkindliche Bildung trotz Pandemie zu ermöglichen: „Wir brauchen eindeutige und verbindliche Konzepte der Politik. Und einen Plan, wie Bildung, Betreuung und Erziehung in Kitas möglich bleiben, solange kein Ende der Pandemie abzusehen ist.“