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Erzieherinnen dringend gesucht

Die Nachfrage nach Erzieherinnen und Erziehern ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Nun steht die frühe Bildung vor einem Fachkräftemangel. Die Ausbildungskapazitäten halten mit dem steigenden Bedarf nicht Schritt.

Der Ausbau der öffentlich geförderten Kinderbetreuung hat zu einem erheblichen Personalzuwachs im Kita-Bereich geführt. Die Zahl der dort Beschäftigten stieg zwischen 2006 und 2016 von rund 415.000 auf mehr als 666.000 – das entspricht einem Beschäftigungsplus von 61 Prozent. Dies geht aus dem Fachkräftebarometer Frühe Bildung hervor. Kleinkinderbetreuung sei eine der Branchen mit dem stärksten Zuwachs an Personal, heißt es in dem von der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) erarbeiteten Bericht.

Die Gewinnung von Erzieherinnen und Erziehern hält mit diesem Bedarf kaum Schritt. Zwar ist die Zahl der Fachschulen für Sozialpädagogik seit 2011 um 21 Prozent auf 593 Schulen bundesweit gestiegen. Allerdings schließen von den jährlich rund 36.000 Ausbildungs-Startern lediglich 27.000 die Ausbildung ab. Hinzu kommen knapp 3.000 Absolventen der kindheitspädagogischen Studiengänge. „Das ist zu wenig“, sagt der GEW-Kita-Experte Björn Köhler. Bis 2025 könne damit lediglich der durch Ruhestand und sonstige Abgänge aus dem Beruf bedingte Personalbedarf gedeckt werden. Diesen schätzt der Leiter des Vorstandsbereichs Jugendhilfe und Sozialarbeit auf rund 264.000 in den kommenden acht Jahren.

Bis dahin würde aber für fast jedes zweite Kind, das jünger als drei Jahre ist, bundesweit ein Betreuungsplatz benötigt. Derzeit werden laut Statistischem Bundesamt erst knapp 30 Prozent in dieser Altersgruppe in einer öffentlichen Einrichtung oder von einer Tagesmutter betreut. Einen höheren Personalbedarf sieht Köhler auch durch die Zuwanderung auf die Einrichtungen zukommen. Würde man, wie von der GEW gefordert, den Personalschlüssel für alle Altersgruppen nach wissenschaftlichen Standards verbessern, wäre in jedem Jahr noch einmal die gleiche Zahl von Neueinstellungen erforderlich, zusätzlich bräuchte es jährlich zwischen 8 000 und 10 000 Absolventinnen und Absolventen.

Der ausführliche Bericht von Jürgen Amendt ist in der Septemberausgabe der „E&W“ veröffentlicht.