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Arbeitsmarkt

Erneut Tausende arbeitslose Lehrkräfte in den Sommerferien

Für viele angestellte Lehrkräfte sind die Sommerferien kein Grund zur Freude: Sie werden für sechs Wochen in die Arbeitslosigkeit geschickt - und danach wieder eingestellt.

Mit Beginn der Sommerferien sind wieder Tausende Lehrerinnen und Lehrer arbeitslos. Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Kultusministerien der Länder sind vor allem Vertretungslehrkräfte im Angestelltenverhältnis betroffen. Die Länder sparen dadurch Millionen ein. Die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Marlis Tepe, kritisierte den Kurs der Länder. Vor allem zeige sich, „dass die südwestlichen Bundesländer wieder in den Sommerferien nicht zahlen, in jedem Fall nicht Baden-Württemberg, auch Rheinland-Pfalz nicht“. Die Gewerkschafterin sagte der dpa: „Das Schlimme ist, dass es wirklich dann für die Kollegen und Kolleginnen im Einzelfall eine totale Unsicherheit ist.“

In Baden-Württemberg endet der Arbeitsvertrag für 3.300 Lehrkräfte nach Angaben des Kultusministeriums spätestens mit Beginn der Sommerferien am 26. Juli. Eine Beschäftigung und Bezahlung dieser Vertretungslehrkräfte auch in den Ferien würde das Land 12,5 Millionen Euro kosten. Bundesweit meldeten sich einem Bericht der Bundesagentur für Arbeit zufolge in den Sommerferien 2017 rund 4.900 Lehrkräfte arbeitslos – die meisten davon aus Baden-Württemberg (rund 1.680), Bayern (860) und Niedersachsen (470). Die tatsächliche Zahl der betroffenen Lehrer dürfte aber höher liegen. Nicht alle meldeten sich arbeitslos, erläuterte Tepe.

„Das macht unseren Beruf nicht attraktiv.“ (Marlis Tepe)

Ein Sprecher des Kultusministeriums in Baden-Württemberg betonte dagegen laut dpa-Bericht, dass die befristete Beschäftigung im Südwesten mit drei Prozent aller Lehrkräfte die Ausnahme sei. Es handele sich um Vertretungslehrer, die bei längeren Krankheiten oder Ausfällen durch Mutterschutz und Elternzeit einsprängen. Die meisten Kultusministerien äußerten sich ähnlich. Wie viele Lehrer dieses Jahr genau betroffen sind, war vielerorts noch nicht klar.

Insgesamt war die Sommerarbeitslosigkeit nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 2017 geringer als in den drei Jahren zuvor. Ungeachtet dieses Rückgangs bekräftigte Tepe mit Blick auf den aktuellen Lehrkräftemangel: „Das macht unseren Beruf nicht attraktiv.“ Auch Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst stehen ihr zufolge in einigen Bundesländern in den Sommerferien zu Tausenden ohne Gehalt da. Sie haben keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, weil sie als Beamte auf Widerruf während des Vorbereitungsdienstes nicht in der Arbeitslosenversicherung versichert sind.