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Studie von DIW Berlin und Universität Bielefeld

Diskriminierung wegen Sexualität oder Geschlechtsidentität im Job verbreitet

Das DIW Berlin und die Universität Bielefeld haben die Arbeitsmarktsituation von homo- und bisexuellen sowie trans-, queer und intersexuellen (LGBTQI*) Menschen in Deutschland untersucht. Ein Ergebnis: Diskriminierung ist immer noch weit verbreitet.

Studie: LGBTQI*-Menschen wünschen sich ein offenes Betriebsklima ihnen gegenüber. (Foto: Pixabay / CC0)

Trotz der zunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz und juristischen Gleichstellung von Menschen mit verschiedenen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten werden immer noch 30 Prozent dieser Menschen im Arbeitsleben diskriminiert. Bei den Trans*-Menschen sind es sogar mehr als 40 Prozent, wie eine Studie des DIW Berlin und der Universität Bielefeld ergab. 69 Prozent sind vor Kolleginnen und Kollegen, aber nur 60 Prozent vor Vorgesetzten geoutet.

„Sexuelle Belästigungen sind ein Angriff auf die Menschenwürde des Gegenübers und eine Belastung des Betriebsklimas, kommentierte GEW-Vorstandsmitglied Frauke Gützkow, die auch für die Themen Gender & Diversity zuständig ist. Um wirksam gegen Diskriminierungen im Bildungsbereich vorzugehen, fordert die GEW von den Landesregierungen aller Bundesländer, staatliche Antidiskriminierungsstellen einzurichten. Außerdem müsse es regionale, neutrale, weisungsungebundene und niedrigschwellig zugängliche Informations- und Beschwerdestellen für die Beschäftigten von Bildungseinrichtungen, Schülerinnen und Schüler, Eltern und Studierende geben. In die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Pädagoginnen und Pädagogen sollten Inhalte zur diversitätsbewussten Bildung und zur Diskriminierungsprävention aufgenommen werden.

Höher gebildet, oft nicht geoutet

Unterschiede gibt es der neuen Studie zur Arbeitsmarktsituation von LGBTQI*-Menschen zufolge mit Blick auf Qualifikation und Branchen. Demnach sind LGBTQI*-Menschen höher gebildet: 60 Prozent hatten eine (Fach-)Hochschulreife, der Anteil der restlichen Bevölkerung gleichen Alters liegt bei 42 Prozent. 

Im produzierenden Gewerbe und in der Forst- und Landwirtschaft sind LGBTQI*-Menschen  unterrepräsentiert, anteilig häufiger vertreten sind sie dagegen im Gesundheits- und Sozialwesen. Und während im erstgenannten Bereich nur 57 Prozent gegenüber Kolleginnen und Kollegen offen mit ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität umgehen, tun dies im Gesundheits- und Sozialwesen knapp drei Viertel der Befragten.

„Wenn LGBTQI*-Menschen bestimmte Branchen und Unternehmen meiden, sie gleichzeitig aber höher gebildet sind, dann sollte allein schon diese Erkenntnis ein Anreiz für Unternehmen sein, ein diskriminierungsarmes Arbeitsumfeld zu schaffen, damit Arbeitsplätze für diese Zielgruppe attraktiver werden“, betonte Studienautorin Lisa de Vries von der Universität Bielefeld.

Alle Ergebnisse der Studie sind hier nachzulesen.

Jede elfte Person im Job belästigt 

Bereits im Oktober 2019 war eine Studie der Antidiskriminierungstelle des Bundes veröffentlicht worden, derzufolge jede elfte erwerbstätige Person (neun Prozent der Befragten) in den vergangenen drei Jahren sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebte. Frauen waren mit einem Anteil von 13 Prozent mehr als doppelt so häufig wie Männer (fünf Prozent) betroffen. 

Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Belästigungen ging von Dritten - Kundinnen und Kunden, Patientinnen und Patienten, Klientinnen und Klienten – aus. Bei 43 Prozent der belästigenden Personen handelte es sich um Kolleginnen und Kollegen; bei 19 Prozent waren es Vorgesetzte oder betrieblich höhergestellte Personen.

Die Betroffenen nannten am häufigsten verbale Belästigungen wie sexualisierte Kommentare (62 Prozent) oder Belästigungen durch Blicke und Gesten (44 Prozent). Unerwünschte Berührungen oder körperliche Annäherungen erfuhren rund ein Viertel (26 Prozent) der Betroffenen. Bei den meisten Belästigungserfahrungen handelte es sich nicht um einmalige Vorfälle – acht von zehn der Befragten erlebten mehr als eine solche Situation. Darüber hinaus gaben 82 Prozent der Betroffenen ausschließlich oder überwiegend Männer als Täter an.