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Die Zukunft der Gymnasien

Das Gymnasium befindet sich im Wandel: Immer mehr Schülerinnen und Schüler, immer heterogenere Lerngruppen. Trotzdem sind Jugendliche mit Migrationshintergrund noch immer unterrepräsentiert. Die GEW erklärt, wie das Gymnasium reformiert werden kann.

Für viele ist das Gymnasium die bevorzugte Schulform. Immer mehr Schülerinnen und Schüler werden dort unterrichtet. Aber was bedeutet das für die Zukunft dieser Schulform?
Download: "Das Gymnasium – zukunftsfähige GEWerkschaftliche Positionen"

Das Gymnasium als Schulform befindet sich mitten in einem Wandlungsprozess. Es wird in manchen Bundesländern von mehr als 50 Prozent der Eltern als bevorzugte Schulform angesehen. Dies bedeutet einerseits eine große gesellschaftliche Verantwortung der Gymnasien. Andererseits aber auch eine zunehmende Heterogenität der Lerngruppen, obwohl Jugendliche aus Armutsverhältnissen und auch Jugendliche mit Migrationshintergrund an dieser Schulform immer noch unterrepräsentiert sind. In der neuen GEW-Broschüre "Das Gymnasium – zukunftsfähige GEWerkschaftliche Positionen" stellt die GEW-Bundesfachgruppe Gymnasien ihre Reformvorstellungen und die jüngsten GEW-Beschlüsse zur Organisation, Pädagogik und zur Schulzeit an Gymnasien vor.

Gefördert werden statt Sitzenbleiben

Die GEW formuliert in ihren Beschlüssen zum Gymnasium Reformbedarf, der dem Wandlungsprozess des Gymnasiums gerecht wird. So muss zum Beispiel die Förderung der Schülerinnen und Schüler auch am Gymnasium zum durchgängigen Prinzip werden. Das bedeutet als Zielperspektive auch, dass Klassenwiederholungen und Abschulungen abgeschafft werden müssen. Hierfür jedoch brauchen die Gymnasien und die dort arbeitenden Kolleginnen und Kollegen zusätzliches pädagogisches Fachpersonal im notwendigen Umfang wie etwa Schulpsycholog_innen oder Sozialarbeiter_innen.

Auch das G8-Modell steht in der Kritik: Da die KMK einerseits ein Stundenvolumen von 265 Unterrichtsstunden vorschreibt und andererseits durch Bildungsstandards und EPAs16 inhaltliche Vorgaben macht, führt die kürzere Schulzeit zu einer Belastungsverdichtung für die Schülerinnen und Schüler. Die wöchentliche Pflichtstundenzahl steigt schon ab der Klasse 5 deutlich an und die in diesen Stunden abzuarbeitende Stofffülle wird ebenfalls verdichtet.

Bildungswege öffnen

Auch wenn zunehmend von Kompetenzorientierung die Rede ist: Die Erwartungen an Jugendliche im inhaltlichen, methodischen, personalen Bereich sind erheblich und können bei großem Leistungs- und Zeitdruck nur begrenzt erfüllt werden. Aus Sicht der GEW sollten Bildungswege hingegen lange offen gehalten werden, um möglichst hohe Bildungsabschlüsse zu ermöglichen. Das heißt: Erhöhter Druck auf ohnehin im Bildungssystem Benachteiligte muss vermieden werden.

Den eigene Takt fördern

Die GEW spricht sich für eine flexibilisierte Oberstufe aus, in der ausreichend Zeit und Raum ist für eine vertiefte Allgemeinbildung, für einen Umgang mit der Vielfalt der Schülerinnen und Schüler, für deren Persönlichkeitsentwicklung, für projektorientiertes Lernen und für gelebte Demokratie. Als Denkanstoß hierfür dient das Modell „Abitur im eigenen Takt“.

Bundesweit hat sich der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die in der Sekundarstufe I ein Gymnasium besuchen, deutlich erhöht. Somit bietet das Gymnasium trotz des demographischen Wandels auch als Arbeitsplatz eine interessante Perspektive. Viele Gymnasien haben sich beherzt an die Umsetzung eigener und innovativer pädagogischer Konzepte gemacht. Dies betrifft sowohl Bereiche der individuellen Förderung wie auch Inklusion und den Übergang zu dieser Schulform als weiterführender Schule. Leider sind den pädagogischen Ideen und Vorstellungen der Gymnasiallehrkräfte aber viele enge schulrechtliche und organisatorische Grenzen gesetzt. Hier sind wir als Bildungsgewerkschaft gefragt, für organisatorische Freiräume und entsprechende Rahmenbedingungen zu kämpfen.