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Holocaust-Gedenktag

Die Verantwortung bleibt

Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus mahnt die GEW, die Erinnerungskultur weiter intensiv aufrechtzuerhalten. GEW und VBE unterstützen etwa die geplante Gründung eines deutsch-israelischen Jugendwerkes.

GEW-Chefin Marlis Tepe besuchte zum Gedenken an die Opfer des Holocaust das ehemenalige Konzentrationslagert Auschwitz (Foto: Dan Löwenbein).

Wie umgehen mit der deutschen Vergangenheit angesichts der Weltkriege, angesichts der Verbrechen des Nationalsozialismus, insbesondere des Völkermords an Jüdinnen und Juden? Diese Frage muss sich jede Generation wieder neu stellen. Am 27. Januar 1945 hat die Rote Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Seit 1996 steht das Datum für den bundesweiten Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. 2005 führten die Vereinten Nationen diesen Tag des Gedenkens international ein.

Seit 2008 tragen wir in unserer internationalen Zusammenarbeit von Kolleginnen und Kollegen der GEW und des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Bildungsgewerkschaften aus Israel (Histadrut HaMorim und Irgun HaMorim) sowie Polen (ZNP und Solidarnosc) zur Erinnerungsarbeit und zum Gedenken an die Opfer des Holocaust bei. Wir besichtigen das Vernichtungslager in Auschwitz-Birkenau, nehmen gemeinsam an der Gedenkfeier teil, legen zusammen Kränze nieder und tauschen uns in einem Seminarblock über unsere jeweilige Herangehensweise an Erziehung und Bildung nach Auschwitz aus.

Leitlinie für unser Gedenken und unsere Gespräche ist die gemeinsame Erklärung unserer Gewerkschaften von 2010. „Niemals wieder“, das ist unser Bestreben. Als Mitglieder von Bildungsgewerkschaften sehen wir darin eine besondere Verpflichtung. Auch an diesem Gedenktag trafen wir uns mit 40 Gewerkschaftskolleginnen und -kollegen aus Israel, Polen und Deutschland. Ein Besuch in Auschwitz-Birkenau berührt tief, es braucht Zeit, um die Eindrücke zu verarbeiten. Zeit zum Schweigen und Nachdenken, Zeit für Gespräche und zum Nachlesen.

Uns beunruhigen Äußerungen von Politikern der AfD.

Wir wissen, dass die Arbeit mit Zeitzeugen bald nicht mehr möglich sein wird. Und wir wissen, dass der Nationalsozialismus für neue Generationen von Schüler*innen so weit zurück liegt, dass familiäre Erinnerungen, ob aus der Perspektive der Opfer, der Täter, der Helfenden oder derjenigen, die weggesehen haben, weniger genutzt werden können. Unser Austausch hilft, andere Perspektiven einzunehmen. Die polnischen und israelischen Kolleg*innen sehen in dem polnischen Gesetz, das verbietet, Polen eine Mitverantwortung für Verbrechen Nazideutschlands zuzuschreiben, eine große Herausforderung für eine Erinnerungskultur, die helfen könnte, Verbrechen in der Zukunft zu vermeiden.

Uns beunruhigen Äußerungen von Politikern der AfD. Parteichef Alexander Gauland hatte gesagt, Hitler und die Nazis seien „nur ein Vogelschiss“ in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte. Und der AfD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Thüringen, Björn Höcke, forderte vor zwei Jahren eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“. Im Sinne unserer Erklärung treten wir dem entgegen. Viele unserer Mitglieder leisten mit ihren Schüler*innen und Studierenden vielfältige Erinnerungsarbeit, zum Beispiel durch das Verlegen von Stolpersteinen.

Die Kultusministerkonferenz muss weitere Impulse setzen und diese über Fortbildung verbreiten. GEW und VBE unterstützen die im letzten Herbst vorgeschlagene Gründung eines deutsch-israelischen Jugendwerkes. Wie schon das deutsch-französische und das deutsch-polnische Jugendwerk wird es zum gegenseitigen Kennenlernen dienen und antisemitischen Einstellungen entgegenwirken.

Ein weiterer Beitrag ist der Austausch im israelisch-deutschen Seminar über Erziehung und Bildung nach dem Holocaust, dies werden wir weiter fortsetzen. Und wir werden bei der Europawahl und den Landtagswahlen unsere Stimme gegen Rechtspopulismus und für mehr Demokratie erheben. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wir müssen viel tun, dass es so ist und bleibt.