Zum Inhalt springen

Die europäische Studienreform am Vorabend der Jerewankonferenz

Bologna – seit 1999 steht der Name der italienischen Universitätsstadt für die Schaffung eines Europäischen Hochschulraums. Am 14. und 15. Mai 2015 werden sich die Bildungsministerinnen und Bildungsminister der 47 Unterzeichnerstaaten der Bologna-Erklärung in der armenischen Hauptstadt Jerewan versammeln und die Weichen für die Fortsetzung des Reformprozesses bis 2018 stellen.

Alles Bestens 15 Jahre nach Bologna? Das zumindest ist der Tenor der Presseerklärung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), die am Mittwoch aus Anlass der Verabschiedung des Berichts über die Umsetzung der Bologna-Reform 2012 bis 2015 durch das Bundeskabinett veröffentlicht wurde. „Der Bologna-Prozess hat in Deutschland geholfen, flexibler auf die hohe Studiennachfrage und die Heterogenität der Studierendenschaft zu reagieren", erklärte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka.

Zu einer differenzierten Bilanz kommt der stellvertretende Vorsitzende und Hochschulexperte der GEW, Andreas Keller. Zwar sei es Studierendenvertretungen und Gewerkschaften gelungen, Positionen für eine fortschrittliche Hochschulentwicklung und Studienreform in der Bologna-Agenda zu verankern: Studierendenzentrierte Lehre, Durchlässigkeit, soziale Dimension oder ein förderliches Arbeitsumfeld für Hochschulbeschäftigte. Kernelemente der Bologna-Reformen – Bachelor und Master, Mobilität und Modularisierung – hätten hingegen nicht zu einer Verbesserung, sondern in vieler Hinsicht zu einer Verschlechterung der Situation von Studierenden und Hochschulbeschäftigten geführt. Verantwortlich für die Fehlentwicklungen seien aber weniger die Bologna-Kommunikees der europäischen Bildungsministerinnen und Bildungsminister als vielmehr die Art und Weise der Umsetzung in Deutschland. „Nicht Bologna ist gescheitert, sondern Bonn“, sagte Keller beim Bologna-Symposium des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) vor einer Woche in Berlin und machte sich für einen Kurswechsel bei der Weiterentwicklung der Bologna-Reformen stark.
Unter anderem müssten Lehrende und andere Hochschulbeschäftigte „endlich aktiv unterstützt werden und für Aufgaben, die sie zusätzlich zu schultern haben, an anderer Stelle entlastet werden“. Gelingensbedingung für die Weiterentwicklung von Studienstrukturen und Qualität von Lehre und Studium sei außerdem eine deutliche Verbesserung der Betreuungsrelationen an den Hochschulen – „eine qualitative Studienreform gibt es nicht zum Nulltarif“, so Keller. Weiter müssten Bund und Länder die Durchlässigkeit der Studienstrukturen und die Vergleichbarkeit der Hochschulabschlüsse garantieren.