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„Mit Anstand Abstand halten“

DGB sagt Kundgebungen zum 1. Mai ab

Wegen der Corona-Krise wird der Deutsche Gewerkschaftsbund in diesem Jahr nicht zu öffentlichen Kundgebungen am 1. Mai aufrufen. „Solidarität heißt in diesem Jahr: Abstand halten“, sagt DGB-Chef Reiner Hoffmann.

1. Mai 2019 in Frankfurt a.M.
GEW-Chefin Marlis Tepe auf der Maikundgebung in Frankfurt am Main (Foto: Stefan Horlacher).

Zum ersten Mal in der 130-jährigen Geschichte des Internationalen Tages der Arbeit werden die Gewerkschaften den 1. Mai nicht auf Straßen und Plätzen feiern und bundesweit zu Kundgebungen aufrufen. „Die Solidarität, die die weltweite Ausbreitung des Corona-Virus uns allen abverlangt, zwingt uns auch zu einer historisch einmaligen Entscheidung“, sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann. Zwar stehe der Tag der Arbeit auch dieses für die Solidarität und das Füreinander-Einstehen der Beschäftigten. Aber: „Solidarität heißt in diesem Jahr: Abstand halten.“

„Auch wir Gewerkschaften sehen uns aktuell mit einer neuen Situation konfrontiert, die uns alle extrem fordert.“ (Reiner Hoffmann)

Hoffmann erklärte weiter: „Auch wir Gewerkschaften sehen uns aktuell mit einer neuen Situation konfrontiert, die uns alle extrem fordert. Wir wissen aber auch, wie viel Solidarität bewirken kann. Die Gewerkschaften haben ihre Kraft und Durchsetzungsfähigkeit schon immer aus dem Füreinander-Einstehen der Vielen bezogen. So haben sie für mehr Gerechtigkeit gesorgt und bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen erkämpft. Darum geht es auch heute wieder: Auch jetzt können und müssen wir solidarisch Leben retten. Wir können Verantwortung übernehmen. Für uns, und für alle anderen.“

Dank an Krisenhelferinnen und -helfer

Der DGB-Chef dankte denen, die Bürgerinnen und Bürger täglich mit hohem Risiko für die eigene Gesundheit vor dem Virus schützten, die Versorgung gewährleisteten und die öffentliche Sicherheit aufrechterhielten: Pflegerinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte, die Kassiererinnen und Kassierer im Supermarkt, die Einsatzkräfte bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten, die Beschäftigten bei Ver- und Entsorgungsdiensten, Lkw- sowie Busfahrerinnen und -fahrer oder das Zugpersonal. „Wir alle müssen uns jetzt dafür einsetzen, dass ihre Arbeit angemessen gewürdigt wird und sie anständige Arbeitsbedingungen haben.“ 

„Wir warnen Arbeitgeber vor jedem Versuch, die Situation zu missbrauchen und Arbeitnehmerrechte einzuschränken!“

Die Solidarität der Gesellschaft benötigte aber auch die, die von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie besonders betroffen seien, um ihre Existenzgrundlage fürchteten oder von Betriebsschließungen und Kurzarbeit bedroht seien. Viele Menschen müssten zuhause arbeiten und sich gleichzeitig um ihre Kinder kümmern. „Wir müssen dafür sorgen, dass ihr Arbeitsplatz und ihr Einkommen gesichert bleiben. Wir warnen Arbeitgeber vor jedem Versuch, die Situation zu missbrauchen und Arbeitnehmerrechte einzuschränken! Wir fordern von der Politik, dass sie alle notwendigen Mittel zur Überwindung der Krise mobilisiert.“

Hoffmann gab sich aber auch optimistisch: „Nächstes Jahr werden wir wieder mit vielen Menschen die Straßen und Plätze füllen und den 1. Mai feiern: Das – weltweit – größte Fest der Solidarität. Und wir werden feiern, dass wir die Corona-Krise gemeinsam überwunden haben.“