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DGB-Index Gute Arbeit 2008: Prekär Beschäftigte ziehen fast überall den Kürzeren Pfad zur Seite:

Nach Einschätzung der Beschäftigten hat sich die Arbeitsqualität im Durchschnitt leicht verbessert. 2008 werden 13 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland als umfassend positiv beschrieben (2007: 12 Prozent). 55 Prozent der Arbeitsplätze liegen im Mittelfeld (2007: 54 Prozent), 32 Prozent werden schlecht bewertet (2007: 34 Prozent).

Zu diesem Ergebnis kommt der DGB-Index Gute Arbeit 2008, den der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat. Er beruht auf den Aussagen von rund 6800 Befragten aller Regionen, Einkommensgruppen, Branchen, Betriebsgrößen und Arbeitsverhältnisse und ist damit repräsentativ für die Meinung der Beschäftigten in Deutschland. 15 Kategorien, von Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeiten bis Einkommen, fließen in den DGB-Index Gute Arbeit ein. Auf dieser Grundlage ist eine detaillierte Berichterstattung möglich, was Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter Guter Arbeit verstehen (Indexwert 80 bis 100).

Der DGB-Index Gute Arbeit erreicht im Jahr 2008 einen Wert von 59 Punkten (2007: 58 Punkte) und liegt damit 21 Punkte unter den Anforderungen an Gute Arbeit, aber nur neun Punkte oberhalb der Grenze zu schlechter Arbeit. „Längst nicht alle Beschäftigten spüren diesen leichten Anstieg der Arbeitsqualität. 41 Prozent der prekär* Beschäftigten haben schlechte Arbeit“, sagte der DGB-Vorsitzende Michael Sommer. Besonders deutlich sind die Unterschiede zu Nicht-Prekär-Beschäftigten in den Bereichen Arbeitsplatzsicherheit (55 zu 31 Indexpunkten bei prekären Beschäftigten) und Einkommen (47 zu 31 Indexpunkten). Diese Kluft setzt sich fort in den Bereichen Arbeitszeit, Gestaltungsmöglichkeiten bis hin zu Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.

„Brandgefährlich“

Lediglich 47 Prozent der Beschäftigten arbeiten in einem nicht prekären Arbeitsverhältnis. „Prekär Beschäftigte ziehen fast überall den Kürzeren“, so Sommer. „Dass das Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche hat, scheinen die politisch Verantwortlichen noch nicht erkannt zu haben. Wenn immer mehr Menschen mit Kombilöhnen – also Niedriglöhnen plus Hartz IV – auskommen müssen, ist das ein politischer Kurs, der brandgefährlich ist für unser Land“, sagte der DGB-Vorsitzende.

Franz-Josef Möllenberg, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), wertete die Ergebnisse des Index als „klare Botschaft an alle Arbeitgeber, für die Niedriglöhne und Leiharbeit Teil der Strategie sind. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer formulieren zu Recht ihre Kernansprüche: ausreichendes Einkommen, gute berufliche Zukunftsaussichten und Arbeitsplatzsicherheit. Das motiviert uns, an unserer Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn festzuhalten.“

Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), kritisierte den Sparkurs im Bildungsbereich. „Die Landesregierungen treten auf die Lohnbremse und bieten Berufseinsteigerinnen und -einsteigern zunehmend nur Fristverträge an. Damit schaffen sie einen Arbeitsmarkt, der sich prekären Beschäftigungsbedingungen annähert“, sagte Thöne. Eine Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit zeige klar, „dass die wachsende Gruppe der angestellten Lehrerinnen und Lehrer, die häufig Teilzeitverträge hat, ihre Arbeit im Schnitt schlechter beurteilt, als die verbeamteten Lehrkräfte.“

Der DGB-Index Gute Arbeit erscheint jährlich.

* Im Index ist „prekär“ definiert als „befristete Vollzeitstelle und/oder in Zeitarbeit beschäftigt mit einem maximalen Brutto-Monatslohn von 2000 Euro.“