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Studie zur Rekrutierung von Kindern

Deutschland nimmt 1.700 Minderjährige in Armee auf

Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten hat die Bundesregierung am „Red Hand Day“ erneut aufgefordert, keine Minderjährigen mehr in die Bundeswehr aufzunehmen. Derzeit ist dies hierzulande ebenso wie in den USA und Großbritannien noch der Fall.

Foto: Colourbox.de

Nur drei Industrieländer nehmen Minderjährige noch in großer Zahl in ihre Armeen auf: USA, Großbritannien und Deutschland. In der Bundesrepublik wurden im Jahr 2018 genau 1.679 17-jährige Soldatinnen und Soldaten rekrutiert, das waren etwas weniger als im Vorjahr, aber immer noch mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2011, wie die Studie „Why 18 matters – eine Analyse zur Rekrutierung von Kindern“ bilanziert. Mehr als drei Viertel aller Staaten verzichten auf die Einstellung unter 18-Jähriger. 

„Deutschland, die USA und Großbritannien schwächen damit wesentlich den internationalen Straight-18-Standard, der die Rekrutierung von Minderjährigen verbietet“, sagte Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte von Terre des Hommes und Sprecher des Deutschen Bündnis Kindersoldaten. Bewaffnete Gruppen und Armeen in Konfliktgebieten, beispielsweise in Myanmar, rechtfertigten die Rekrutierung von Kindersoldaten auch mit Verweis auf das Vorgehen in diesen drei Ländern.

„Die ganze militärische Umgebung ist unvereinbar mit der UN-Kinderrechtskonvention.“ (David Gee)

„Minderjährige haben in Armeen und bewaffneten Gruppen nichts zu suchen – die ganze militärische Umgebung ist unvereinbar mit der UN-Kinderrechtskonvention“, betonte David Gee von Child Soldiers International. Deutschland müsse gerade als aktuelles Mitglied des UN-Sicherheitsrates seiner internationalen Verantwortung gerecht werden, forderte Frank Mischo, Kinderrechtsexperte der Kindernothilfe und Sprecher des Deutschen Bündnis Kindersoldaten. Dazu gehöre auch eine Steigerung der Finanzierung von Hilfsprogrammen für von Konflikten betroffene Kinder, insbesondere Kindersoldaten.

Am 12. Februar 2002 trat das Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention zu Kindern in bewaffneten Konflikten in Kraft, das den Einsatz von unter 18-Jährigen in bewaffneten Konflikten verbietet. Seitdem gilt der Tag als internationaler Tag gegen den Einsatz von Minderjährigen als Soldaten. Anlässlich dieses „Red Hand Day“ rief das Deutsche Bündnis Kindersoldaten gemeinsam mit Organisationen weltweit zu Aktionen auf. Derzeit werden rund 250.000 Kindersoldaten in mindestens 19 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas in bewaffneten Konflikten zum Kämpfen gezwungen oder als Spione, Minensucher und Wachposten missbraucht.