Fotos: Ulrike Puteanus, Manfred Brinkmann
„Ein Haus in Montevideo“, Mate-Tee, Tango, Wasser, Melancholie, Fußball … und Vieles mehr sind die Assoziationen, die man mit Montevideo verbindet. Diese Stadt am Rio de la Plata, Hauptstadt von Uruguay, gelegen in dem kleinen Staat (3,25 Millionen Einwohner/176.000 Quadratkilometern) zwischen seinen beiden großen Brüdern Argentinien und Brasilien ist Mitglied im Mercosur, einer Freihandelszone, zu der auch Paraguay gehört, dessen Mitgliedschaft aber im Moment ruht, weil es nicht bereit war, wie die drei anderen Staaten, Venezuela aufzunehmen. In Uruguay gibt es die ältesten demokratischen Strukturen Südamerikas mit einer zurzeit linksgerichteten Regierungspartei. Genau wie in Paraguay und Argentinien spricht man den Rio-de-la-Plata-Dialekt. Heute gehört Uruguay zu den reichsten Ländern Südamerikas und wird als „aufstrebendes Schwellenland“ bezeichnet (Auswärtiges Amt). Die Armutsgrenze sank in den vergangenen sechs Jahren von 34 auf 14 Prozent, die Arbeitslosenzahlen liegen bei 5,5 Prozent. Die Lebenshaltungskosten sind dagegen sehr gestiegen (Inflationsrate liegt bei 8,6 Prozent), und die Mieten liegen für eine unmöblierte Wohnung für eine vierköpfige Familie bei ca. 1600,- Dollar! Die Korruption wird stark bekämpft und die Kriminalitätsrate ist lange nicht so hoch wie bei den beiden größeren Brüdern.
Begegnungsschule mit deutschem und einheimischem Abitur
Bei der Deutschen Schule Montevideo (DSM) handelt es sich um eine Begegnungsschule mit den deutschen Abschlüssen nach der 10. Klasse und deutschem sowie uruguayischem Abitur. Außerdem werden noch das Deutsche Sprachdiplom I in der 9. Klasse und II in der 11. bzw. 12. Klasse abgelegt. Nach dem wirtschaftlichen Einbruch 2006 und der 150jährigen Feier der DSM 2007 stiegen die Schülerzahlen auf ca. 1.300 an zwei Standorten, wobei dem Kindergarten und der Primaria (1-6 Klasse) ein hoher Stellenwert beigemessen wird. Das deutsche Abitur legen jedes Jahr etwa 20 SchülerInnen ab, wobei je nach Beratungsintensität zwischen 2 – 6 Schüler ein Studium in Deutschland aufnehmen. Der Anteil der deutschen Schüler in der Schule liegt bei ca. fünf Prozent. Das BVA unterstützt die Schule mit zehn ADLK und zwei BPLK, wobei erstaunlich viele ADLK-Stellen, nämlich drei, auf die Grundschule entfallen. Hinzu kommt der deutsche Generaldirektor. Weiterhin beschäftigt die Schule etwa 80 Ortslehrer, wovon ca. 20 Deutsch sprechen. Das Verhältnis zwischen den deutschen und uruguayischen Lehrern hat sich dank der Initiative einiger Ortslehrerinnen und der ADLK sowie der neuen Schulleiterin (seit 08/2011 im Amt) stark verbessert. Seit Februar 2006 bis Februar 2012 war ich mit den Fächern Deutsch und Kunst als ADLK an der DSM beschäftigt und für die Lehrerfortbildungen und die Studienberatung sowie den Fachbereich Kunst zuständig. Außerdem arbeitete ich bei einem Konzept für die Etablierung des Faches DFU mit und half beim Aufbau eines Methodencurriculums. Um die Schwierigkeiten, die in den Jahren 2008 – 2011 an der DSM auftauchten, erklären zu können, muss ich vier Jahre zurückschauen.
Schwere Zeit ohne Leitung
Nachdem der Schulleiter, Herr Schwesig, im Jahre 2008 die Schule verließ, übernahm Herr Dr. Michel die Leitungsfunktion. Nach nur 4 Monaten, die er an der Schule erfolgreich wirkte, erkrankte Herr Dr. Michel und starb, nachdem er noch ein halbes Jahr die Leitungsfunktion von Deutschland ausübte. In dieser und den folgenden drei Jahren übernahm der stellvertretende Schulleiter, Herr Harpf, die Leitung der Schule. Obwohl wir versuchten, Herrn Harpf zu unterstützen, häuften sich die Konflikte, bis hin zu mehreren Eskalationen, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Leider erhielten wir keinerlei Unterstützung von dem Referenten des BVA. Ruhe kehrte erst wieder in das Schulleben ein, als nach langer Verschleppungstaktik seitens des Vorstandes und dann auf Druck des BLASchA Ländervorsitzenden, Herrn Dr. Köhler, eine neue Direktorin ausgewählt wurde. Meine weiteren Ausführungen beziehen sich auf die Zeit vor dem August 2011. Ich möchte versuchen, trotz oder gerade weil wir eine schwere Zeit ohne Leitung durchstehen mussten, konstruktive Hinweise für die weitere Arbeit an den Auslandsschulen zu geben. Grundsätzlich gilt für die Auslandsschulen folgendes Konstrukt: deutscher Generaldirektor, einheimischer Direktor, stellvertretende Direktoren (deutsch/inländisch), Lehrer mit verschiedenen Funktionen, Schulverein mit seinem Vorstand, Elternbeirat, Lehrerbeirat und die Schulverwaltung. Verliert eine derartige Schule ihren deutschen Generaldirektor, so ist die Schule erst einmal führungslos und müsste sofort eine Unterstützung vonseiten BVA/ZfA erhalten, zumindest müsste sichergestellt werden, dass der Stellvertreter seinen Aufgaben gewachsen ist. Auch die Rolle des Vorstandes sollte klar auf die finanziellen Regelungen begrenzt bleiben und ein unabhängiges Gremium (z. B. Lehrerbeirat) sollte dies überprüfen und gegebenenfalls seine Bedenken an die ZfA übermitteln (ansonsten gilt die Vereinbarung: Dienstweg)! Die ZfA müsste dann entsprechend reagieren.