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Deutsche Schule Guatemala

Manchmal geht alles ganz schnell. Zwischen Bewerbung, Zusage und Dienstantritt an der Deutschen Schule Guatemala vergingen nur wenige Wochen. Von 2009 bis 2012 war Veronika Katterbe als ADLK an der Deutschen Schule Guatemala.

Fotos: Veronika Katterbe, Deutsche Schule Guatemala

Die Schule suchte schon seit Längerem eine ADLK mit Biologie, ein beliebtes Beifach an Deutschen Auslandsschulen und ich hatte mich kurzfristig gemeldet. Als Zweitvermittelte (Ersteinsatz in Barcelona 1998-2004) schreckten mich die Hinweise zur Sicherheitslage auf der Informationsseite des Auswärtigen Amtes nicht allzu stark. Nach einem längeren Gespräch mit dem stellvertretenden Schulleiter, dessen Funktion ich übernehmen sollte, entschieden mein Mann und ich gemeinsam dieses Vermittlungsangebot für drei Jahre anzunehmen. Rückblickend haben wir diese Zeit – trotz aller Einschränkungen durch verschärfte Sicherheitsstandards – nicht bereut.

Die Struktur der Deutschen Schule Guatemala
Die Deutsche Schule in Guatemala ist eine Begegnungsschule mit ca. 900 Schülerinnen und Schülern, die vom Kindergarten bis zum Abitur in einem gepflegten, weitläufigen Schulareal zusammen beschult werden. Die Schulatmosphäre wirkt in der Regel entspannt. Das liegt nicht nur an dem großzügig und adressatenfreundlich gestalteten Schulgelände, sondern auch an der angenehmen Art der Guatemalteken, die durch ihre Begrüßungsrituale eventuellen Missverständnissen schon im Vorfeld begegnen, in dem sie untereinander einen sehr höflichen Umgang pflegen. Für uns Nordeuropäer gäbe es im Bereich „Knigge im Alltag“ an dieser Begegnungsschule Einiges zu lernen. Neu eingeführt wurde während meiner Vermittlungszeit der Seiteneinstieg für guatemaltekische Grundschüler aus staatlichen und privaten Schulen. Zwanzig ausgewählte Schülerinnen und Schüler der 4. und 5. Jahrgangsstufe nahmen 2010 erstmals an einem acht Monate dauernden Deutschintensivkurs an zwei Nachmittagen pro Woche teil und erhielten nach bestandener Prüfung die Chance im Schuljahr 2011 in die Seiteneinsteigerklasse mit verstärktem Deutschunterricht aufgenommen zu werden. Nach dreijähriger erfolgreicher Teilnahme werden dann 2014 alle Lerngruppen der achten Jahrgangsstufe durchmischt und neue Klassen gebildet. Schon im ersten Durchgang wird deutlich, dass die Mehrzahl der SchülerInnen hoch motiviert in dem für sie vollständig anderen Lernumfeld mitarbeiten.

Langjährige Erfahrung in der beruflichen Bildung
Die DSG blickt inzwischen auch auf 15 erfolgreiche Jahre im Berufsschulzweig zurück. Es kann zwischen zwei Ausbildungsgängen gewählt werden: Industrie- oder Außenhandelskauffrau/-mann. Allerdings ist das Modell der dualen Ausbildung im Land weitgehend unbekannt, sodass das Angebot an Lehrstellen immer noch zu gering ist, obwohl der Bedarf an ausgebildeten Fachkräften in ortsansässigen Wirtschaftsunternehmen durchaus vorhanden ist. Hier gilt es also in Zukunft noch mehr Akzeptanz für das Duale System zu schaffen und die Absolventenzahlen zu stabilisieren. Als neue ADLK mit dem Unterrichtsschwerpunkt in der Sek. II musste ich mich zunächst mit den Anforderungen von zwei Schulabschlüssen auseinandersetzen. Die eine Klasse 12 strebt das Abitur und den guatemaltekischen Abschluss an, die Parallelklasse macht „nur“ das Bachillerato und hat deshalb weniger Fächer auf Deutsch zu absolvieren. Erfreulicherweise gibt es inzwischen einige Hochschulen in Deutschland, die den Landesabschluss einer Deutschen Schule als vollwertige Hochschulzugangsberechtigung anerkennen. Guatemaltekische „Bacchis“ studieren sehr gerne im brandenburgischen Wildau. Sieht man einmal von der desolaten Sicherheitslage des Landes und der instabilen politischen Situation mit sehr großen Einkommensunterschieden zwischen der überwiegend indigenen Bevölkerung und der Oberschicht ab – ich gebe zu, dass das eigentlich nicht möglich ist -, so möchte ich die Zeit an dieser Begegnungsschule und in diesem landschaftlich wunderschönen Land mit seinen faszinierenden Menschen nicht missen.

Anmerkung: Dass Veronika Katterbe ihren Vertrag mit der Schule nicht verlängerte, lag in erster Linie an der unbefriedigenden Situation des mit ausgereisten Ehemanns, dem - wiewohl ausgebildeter und überaus flexibler Lehrer - entgegen ersten Zusagen keine zufriedenstellende Beschäftigung als Ortslehrkraft angeboten wurde.