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Coronapandemie

„Wir alle wünschen uns endlich wieder ein wenig Normalität“

Beim Thema Masketragen sind die Fronten verhärtet. GEW-Chefin Maike Finnern versteht den Unmut, warnt aber vor verfrühtem Übermut. Noch sei es wichtig, dass „wir uns alle gegenseitig schützen“.

29. Gewerkschaftstag der GEW
Maike Finnern auf dem Gewerkschaftstag der GEW in Leipzig. (Foto: Kay Herschelmann)

In den sozialen Medien, insbesondere auf Facebook, haben viele Eltern, Jugendlich aber auch Pädagoginnen und Pädagogen auf die Warnung vor der Abschaffung der Maskenpflicht reagiert. Einige der Kommentare sind besonders hart. GEW-Vorsitzende Maike Finnern zeigt sich in einem persönlichen Statement verständnisvoll für die kritischen Beiträge in den sozialen Netzwerken. Zugleich betonte sie, es sei noch zu früh für eine grundsätzliche Abschaffung der Maskenpflicht: „Abhängig von der Infektionslage und dem Impffortschritt bei Lehrenden und Eltern sollten wir in Innenräumen wie Klassenzimmern, in denen viele Menschen über einen längeren Zeitraum eng zusammensitzen, nicht grundsätzlich auf eine Maske verzichten“, schreibt Finnern im Statement.

 

Das Statement im Wortlaut

„Liebe Kinder, liebe Jugendliche, liebe Eltern, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter liebe Pädagoginnen und Pädagogen, liebe Kolleginnen und Kollegen,

euch allen danke ich, dass ihr die außerordentlichen Herausforderungen während der Corona-Pandemie so hervorragend gemeistert habt und weiter meistert. Ich habe in den sozialen Medien viele kritische Kommentare für meine Aussage erhalten, mich jetzt noch nicht für eine allgemeine Aufhebung der Maskenpflicht einzusetzen, sondern dafür weiterhin in bestimmten Situationen eine Maske zu tragen – etwa in den Klassenräumen oder engen Gängen einer Schule, weil hier nicht ausreichend Abstand gehalten werden kann. Einige Kommentare sind sehr hart. Die Fronten im Netz und draußen verhärten sich. Ich verstehe die Kritik. Die Pandemie dauert nun schon so lange und wir alle wünschen uns endlich wieder mehr „Normalität“. Dazu gehört auch, dass der Mund-Nasen-Schutz wieder aus der Öffentlichkeit sowie den Schulen und Kitas verschwindet. Aber dafür ist es im Moment noch zu früh. Die gefährliche Delta-Variante des Coronavirus‘ wurde bereits in Deutschland nachgewiesen. Auch die Alpha-Variante wurde zunächst nur bei wenigen Fällen nachgewiesen - inzwischen hat sie sich durchgesetzt und ausgebreitet. Bei der Delta-Variante droht uns dasselbe, wenn wir nicht alle zusammen vorsichtig bleiben und achtsam miteinander umgehen.

Viele Eltern sorgen sich um ihre Kinder. Gerade bei hohen Temperaturen ist es unangenehm, eine Maske zu tragen. Keine Frage! Viele sind besorgt, ihre Kinder könnten durch das Tragen einer Maske gesundheitlichen Schaden nehmen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen jedoch: Das Tragen einer Maske führt bei Kindern nicht zu gesundheitlichen Schäden. Abhängig von der Infektionslage und dem Impffortschritt bei Lehrenden und Eltern sollten wir in Innenräumen wie Klassenzimmern, in denen viele Menschen über einen längeren Zeitraum eng zusammensitzen, nicht grundsätzlich auf eine Maske verzichten. Viele Lehr- und pädagogische Fachkräfte sind inzwischen (einmal) geimpft, aber längst noch nicht alle. Ich möchte, dass wir uns alle gegenseitig schützen: Kinder, Jugendliche, deren Eltern sowie die Pädagoginnen und Pädagogen. Da vor allem Kinder meist noch nicht geimpft sind, bleibt die Maske ein ganz wichtiges Hilfsmittel, um alle im Klassenzimmer zu schützen. Das Tragen einer Maske schützt nur dann gut, wenn alle mitmachen. Tragen alle eine Maske, verringert sich die Ansteckungsgefahr im Klassenzimmer stark - egal ob für Lehrkraft, pädagogische Fachkraft oder Kinder.

Die Expertinnen und Experten des Robert Koch-Instituts empfehlen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ab einer Inzidenz von 35 Fällen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner sowie grundsätzlich das regelmäßige Durchlüften eines Raumes. In vielen Landkreisen liegt die Inzidenz bereits unter 35. Viele Klassenräume können aber nicht oder nicht richtig gelüftet werden. Fenster sind kaputt, Lüftungsanlagen defekt oder nicht vorhanden, Luftfilter gibt es bisher kaum. Hier muss die Politik dringend handeln. Der Gesundheitsschutz von Kindern, Jugendlichen, deren Eltern sowie Pädagoginnen und Pädagogen hat Vorfahrt. An heißen Tagen müssen vor Ort Lösungen ermöglicht werden.“

Maike Finnern, GEW-Vorsitzende