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Coronapandemie

"Das Impftempo muss dringend erhöht werden!"

Die GEW mahnt, dass der Impffortschritt bei den Lehrkräften immer noch zu langsam ist. Die Aufhebung der Impfpriorisierung darf nicht zu Verzögerungen führen. Sonst könnte der Präsenzunterricht in Gefahr sein.

Foto: GEW/Shutterstock
Foto: GEW/Shutterstock

Ab diesem Montag fällt in Deutschland die Impfpriorisierung weg. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt, dass dies aber nicht zu Verzögerungen bei den Impfungen der Lehrerinnen und Lehrer führen dürfe. „Das kann Präsenzunterricht gefährden“, sagte GEW Vorsitzende Marlis Tepe der „Bild am Sonntag“.

„Die Impfbereitschaft unter den Lehrerinnen und Lehrern ist sehr hoch.“ (Marlis Tepe)

„Die Rückmeldungen aus unseren Landesverbänden zeigen klar: Die Impfbereitschaft unter den Lehrerinnen und Lehrern ist sehr hoch. Sie liegt bei 80 Prozent und damit über dem Durchschnitt in der Gesamtbevölkerung“, sagte Tepe weiter. „Der Impffortschritt bei den Lehrinnen und Lehrern ist aber immer noch zu langsam. Zwischen 40 und 60 Prozent sind – zumindest mit der ersten Dosis - geimpft. Gerade bei den Lehrkräften, die zur Prio-Gruppe 3 gehören, mangelt es immer noch an Impfangeboten. Für Unterricht in den Schulen muss das Impftempo dringend erhöht werden.“

Die Richtschnur für die Maßnahmen in der Schule sollen nach Ansicht der GEW die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sein. Dafür schlägt die GEW ein Fünf-Punkte-Programm vor:

5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen
Ab der 5. Klasse muss das gesellschaftliche Abstandsgebot von 1,5 Metern gelten. Dafür müssen Klassen geteilt und zusätzliche Räume beispielsweise in Jugendherbergen gemietet werden.
Um die Schulräume regelmäßig zu lüften, gilt das Lüftungskonzept des Umweltbundesamtes. Können die Vorgaben nicht umgesetzt werden, müssen sofort entsprechende Filteranlagen eingebaut werden.
Die Anschaffung digitaler Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler muss endlich beschleunigt werden. Flächendeckend müssen eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur geschaffen und IT-Systemadministratoren eingestellt werden. Zudem müssen die Länder Sofortmaßnahmen zur digitalen Fortbildung der Lehrkräfte anbieten.
Für die Arbeitsplätze in den Schulen müssen Gefährdungsanalysen erstellt werden, um Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler besser zu schützen.
Transparenz schaffen: Kultusministerien und Kultusministerkonferenz müssen zügig ihre Planungen umsetzen, wöchentlich Statistiken auf Bundes-, Landes- und Schulebene über die Zahl der infizierten sowie der in Quarantäne geschickten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zu veröffentlichen. „Wir brauchen eine realistische Datenbasis, um vor Ort über konkrete Maßnahme zu entscheiden“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. 

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.

GEW verteidigt Lehrerschaft gegen Kritik

Die GEW tritt damit auch dem Eindruck entgegen, viele Lehrerinnen und Lehrer wollten sich nicht impfen lassen und stünden Präsenzunterricht grundsätzlich kritisch gegenüber. „Wenn Lehrkräfte den Präsenzunterricht kritisch sehen, heißt das nicht, dass sie keinen Unterricht anbieten wollen, sondern auf Distanz- und Wechselunterricht setzten. Bei steigenden Inzidenzwerten haben die fehlenden Möglichkeiten, regelmäßig in den Klassen zu lüften und Abstände in den Schulen einzuhalten, zu Verunsicherungen und auch Ängsten geführt“, sagte Ilka Hoffmann, GEW Vorstandsmitglied Schule der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet, Schüler sollten nun geimpft werden, weil sich Lehrer nicht impfen lassen wollten.

„Die meisten Lehrkräfte haben sich mehrheitlich unter schwierigen und unzureichenden Rahmenbedingungen stark engagiert.“ (Ilka Hoffmann)

Die GEW verweist zudem auf eine noch nicht veröffentliche Studie zum Erleben der Pandemie unter mehr als 30.000 Lehrkräften aus allen Bundesländern. Das Ergebnis: Lehrerinnen und Lehrer sorgen sich mehrheitlich eher um die Gesundheit Anderer als um ihre eigene. Und nicht zu vergessen bleibt: „Die meisten Lehrkräfte haben sich mehrheitlich unter schwierigen und unzureichenden Rahmenbedingungen stark engagiert, um das Recht der Schülerinnen und Schüler auf Bildung zu sichern“, sagte Schulexpertin Hoffmann weiter.

Für die Kitas verlangt die GEW, die individuellen Gefährdungsbeurteilungen nach Arbeitsschutzgesetz umzusetzen. Jede Kita braucht passgenaue und wirksame Hygienepläne. „Die Regelungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für Kitas zum Infektionsschutz sind zu beachten und umzusetzen. Weiter müssten alle Kitaträger Betriebsmediziner einsetzen, diese sollten die Risikogruppen bei den Beschäftigten beraten und im Einzelfall von der Arbeit in der Kita freistellen“, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe. Sie regte zudem an, freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten anzubieten.

  • Freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten
  • Passgenaue und wirksame Hygienepläne für jede Kita
  • Umsetzung der Empfehlungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) an Kitas
  • Risikogruppen von Betriebsmedizinern beraten lassen und im Einzelfall von der Arbeit an der Kita freistellen

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.