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Maike Finnern im RND Podcast

Bildungspolitik muss sich auf Delta-Variante vorbereiten

Angesichts voller Fußballstadien während der Euro 2021 und Urlaubsreisen in den Sommerferien mahnt die GEW, auch an mögliche Folgen für Kinder und Jugendliche zu denken: Erneute Schulschließungen müssten unbedingt vermieden werden.

Die GEW mahnt eindringlich, sich vor der Delta-Variante des Coronavirus zu schützen - etwa durch Masketragen. (Foto: Pixabay / CC0)

Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern appelliert mit Nachdruck an die Politik, die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus nicht auszusitzen, sondern mit Blick auf das neue Schuljahr rasch und entschieden zu handeln. „Was ich erwarte ist, dass die Politik sich jetzt nicht hinsetzt und sagt: Oh, da kommt die Delta-Variante, vielleicht müssen wir wieder in den Wechselunterricht“, sagte Finnern im Podcast „Die Schulstunde“ des RedaktionsNetzwerkes Deutschland /RND). Stattdessen müssten jetzt beispielsweise mehr Luftfilter installiert und die Schulen möglichst krisensicher gemacht werden.

„Unser gemeinsames Ziel muss schon sein, so viel wie möglich Präsenzunterricht für alle Kinder und Jugendlichen zu organisieren.“ (Maike Finnern)

„Die Delta-Variante bereitet mir Sorgen“, betonte die Gewerkschaftschefin. „Das ist auch ein Punkt, warum wir gesagt haben: Maskenpflicht in den Räumen ist im Moment auf jeden Fall noch sicherer.“ Die GEW fordert zudem eine Fortführung der regelmäßigen Tests in Schulen und mehr Impfangebote für alle dort Beschäftigten.

Finnern würde es auch begrüßen, wenn Kindern und Jugendlichen Impfangebote gemacht würden – unabhängig davon, wie Eltern dann entschieden. „Unser gemeinsames Ziel muss schon sein, so viel wie möglich Präsenzunterricht für alle Kinder und Jugendlichen zu organisieren.“ Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat Impfungen für Kinder bisher nur eingeschränkt empfohlen.  

Wechselunterricht ist nach Ansicht von Finnern derweil keine ideale Unterrichtsform. Dennoch gelte: „Wenn die Inzidenzen steigen, und wir das nicht anders in den Griff kriegen, die Hygienemaßnahmen wie Tests und Masken eben nicht greifen, dann muss es Wechselunterricht geben, weil dann müssen wir auch wieder auf Abstand gehen.“

Aktuelle Erfolge nicht verspielen

Sorgenvoll äußerte sich die GEW-Vorsitzende mit Blick auf die aktuell laufende Fußball-Europameisterschaft und Urlaubsreisen in den Sommerferien. „Ich befürchte ein bisschen, dass wir die Erfolge, die wir uns hart erarbeitet haben in den letzten Monaten, jetzt in der Sommerlaune ein bisschen leichtfertig riskieren.“ Sollte sich die Delta-Variante dadurch weiter ausbreiten und müssten Schulen schließlich doch geschlossen werden, wäre das schon „dramatisch“: „Das finde ich, ist etwas, das wir unbedingt verhindern müssen.“

Mehr Fortbildungen

Gefragt nach einer Zeugnisnote für das bisherige Krisenmanagement der Politik in der Coronakrise sagte Finnern: „Über das gesamte Schuljahr gesehen kann man, glaube ich, nichts anderes sehen als mangelhaft.“ Zwar habe die Pandemie die Schulen im vergangenen Jahr unvorbereitet getroffen und es habe kaum Infrastrukturen gegeben, um guten digitalen Fernunterricht anzubieten. Dennoch sei im Laufe der Zeit viel zu wenig umgesetzt und verbessert worden. Zudem seien einzelne Maßnahmen immer wieder zu spät gekommen. Auch mit Blick auf das neue Schuljahr sei sehr viel noch nicht geregelt.

Die Gewerkschaftschefin mahnte vor allem mehr Schulungen für Lehrkräfte an. „Fortbildung ist Mangelware“, betonte sie. „Wir brauchen nichts weniger als eine Fortbildungsoffensive in dem Bereich.“

Die Richtschnur für die Maßnahmen in der Schule sollen nach Ansicht der GEW die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sein. Dafür schlägt die GEW ein Fünf-Punkte-Programm vor:

5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen
Ab der 5. Klasse muss das gesellschaftliche Abstandsgebot von 1,5 Metern gelten. Dafür müssen Klassen geteilt und zusätzliche Räume beispielsweise in Jugendherbergen gemietet werden.
Um die Schulräume regelmäßig zu lüften, gilt das Lüftungskonzept des Umweltbundesamtes. Können die Vorgaben nicht umgesetzt werden, müssen sofort entsprechende Filteranlagen eingebaut werden.
Die Anschaffung digitaler Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler muss endlich beschleunigt werden. Flächendeckend müssen eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur geschaffen und IT-Systemadministratoren eingestellt werden. Zudem müssen die Länder Sofortmaßnahmen zur digitalen Fortbildung der Lehrkräfte anbieten.
Für die Arbeitsplätze in den Schulen müssen Gefährdungsanalysen erstellt werden, um Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler besser zu schützen.
Transparenz schaffen: Kultusministerien und Kultusministerkonferenz müssen zügig ihre Planungen umsetzen, wöchentlich Statistiken auf Bundes-, Landes- und Schulebene über die Zahl der infizierten sowie der in Quarantäne geschickten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zu veröffentlichen. „Wir brauchen eine realistische Datenbasis, um vor Ort über konkrete Maßnahme zu entscheiden“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. 

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.