Zum Inhalt springen

Corona-Pandemie

Duales System wird nachhaltig unter Druck geraten

Die Coronakrise wird langfristige Folgen für das duale Berufsbildungssystem mit sich bringen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des FiBS. „Unternehmen müssen nun nachhaltig und nicht kurzfristig denken“, mahnt die GEW.

In diesem Jahr wird die Zahl der Ausbildungsverträge im dualen System um acht Prozent auf rund 475.000 Verträge sinken, bis zum Jahr 2027 sogar auf bis zu 435.000. Das sind 90.000 und damit 16 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Zu dieser Prognose kommt das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) in seinem im August erschienen Gutachten unter der Leitung von Dieter Dohm.

„Der Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge wird den vielbeklagten Fachkräftemangel erheblich verschärfen!“ (Ansgar Klinger)

„Unternehmen müssen nun nachhaltig und nicht kurzfristig denken“, kommentiert das Vorstandsmitglied der GEW für berufliche Bildung und Weiterbildung, Ansgar Klinger, diese Entwicklung. „Der Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge wird den vielbeklagten Fachkräftemangel erheblich verschärfen!“, mahnt er.

Schon im Juni diesen Jahres hatte die GEW über die alarmierenden Zahlen berichtet, die eine Studie des Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) für das Ausbildungsjahr 2020/2021 prognostizierte.

Gutachten prognostiziert Schreckensszenario

Laut des FiBS-Gutachtens wid der Rückgang der Ausbildungsplätze zu einem Anstieg der Einmündungen in das Übergangssystem führen, denn ihm kommt eine kompensatorische Rolle zu. So werden in diesem Jahr rund 353.000 Menschen darin einmünden – also rund 11.000 mehr als im Ausbildungsjahr 2019. Dohmen prognostiziert sogar einen weiteren Anstieg auf bis zu 415.000 im Jahr 2027 – ein Schreckensszenario.

Ähnlich wie die Studie des BIBB zieht auch die FiBS-Studie Parallelen zu der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008: Beide Studien zeigen, dass sich die Zahl der Ausbildungsverträge nicht nur einmalig, sondern nachhaltig verringert hat. Grund dafür sei eben nicht ein angeblicher „Akademisierungswahn“, sondern ein tatsächliches Absinken des Ausbildungsplatzangebots von Seiten der Unternehmen. Allein zwischen 2007 und 2009 sank die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze um zehn Prozent von 644.000 auf 582.000. Ausbildungsinteressierte mussten sich demnach verstärkt nach Alternativen zur dualen Ausbildung umsehen.

GEW fordert Ausbildungsplatzgarantie

Deswegen setzen sich die Gewerkschaften für Maßnahmen wie z.B. einen bundesweiten Zukunftsfonds ein. Außerdem sieht die GEW den Ausbau der qualifizierenden schulischen Ausbildungswege und eine erhöhte Investition in Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufe für angebracht. Zudem setzt sich die GEW nach wie vor – gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je – für eine Ausbildungsplatzgarantie ein.