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Corona-Ausbildungsstudie der DGB-Jugend

„Alarmierende Ergebnisse“

Die aktuelle Befragung der DGB-Jugend zeigt deutliche Qualitätsprobleme in Berufsschulen und Betrieben auf - vor allem auch bei der digitalen Ausstattung. Die GEW fordert einen Pakt für berufsbildende Schulen.

An vielen berufsbildenden Schulen mangelt es an der digitalen Ausstattung. (Foto: GEW)

Die Corona-Ausbildungsstudie 2021 der DGB-Jugend zeigt deutliche Qualitätsprobleme in Berufsschulen und Betrieben auf. So bemängeln mehr als die Hälfte der dual Auszubildenden die digitale Ausstattung der berufsbildenden Schulen. Nur etwa ein Drittel der Befragten ist der Ansicht, dass sich diese Situation seit Beginn der Coronapandemie verbessert habe. Darunter leide auch die fachliche Qualität des Unterrichts – dieser Meinung waren immerhin ein Drittel der Befragten. Bereits vor der Coronakrise hatte die GEW auf die unzureichende digitale Ausstattung der berufsbildenden Schulen in einer Studie hingewiesen. Die Bedarfe der berufsbildenden Schulen pro Schülerin und Schüler fallen dabei höher aus als an allgemeinbildenden Schulen.

„Wenn digitale Medien so eingesetzt werden sollen, dass sie das Lernen gut befördern, sind Fortbildungen und die dafür nötigen Freistellungen der Lehrkräfte unerlässlich.“ (Ralf Becker)

„Um diesen erhöhten Bedarf Rechnung zu tragen, fordern wir einen Pakt für die berufsbildenden Schulen“ so Ralf Becker, GEW Vorstandsmitglied für Berufliche Bildung und Weiterbildung. Er warnt jedoch davor, die Digitalisierung von Schule auf die Ausstattung mit Hard- und Software zu verkürzen. „Wenn digitale Medien so eingesetzt werden sollen, dass sie das Lernen gut befördern, sind Fortbildungen und die dafür nötigen Freistellungen der Lehrkräfte unerlässlich“, so Becker weiter.

Ein Beleg für das übergroße Engagement der Kolleginnen und Kollegen an den Berufsbildenden Schulen unter Pandemiebedingungen ist, dass bei knapp 70 Prozent der dual Auszubildenden die Berufschullehrkräfte trotz Homeschooling immer oder häufig als Ansprechpersonen zur Verfügung standen.

Ausbildungsvergütungen und Urlaub gekürzt

Laut der Befragung der DGB-Jugend kam es auch zu deutlich mehr Verstößen gegen Mindeststandards in der beruflichen Ausbildung. „Das sind alarmierende Ergebnisse“, sagt DGB-Jugendreferent Joscha Wagner. So beklagten Auszubildende, dass Arbeitgeber ihnen die Vergütung und den Urlaub gekürzt haben. Knapp jede:r vierte Auszubildende im dualen System musste seit Beginn der Pandemie Kürzungen der Ausbildungsvergütungen in Kauf nehmen, obwohl dafür keine Rechtsgrundlage besteht. In kleinen Betrieben waren das sogar 37,9 Prozent.

Außerdem wurde fast jedem oder jeder fünften Auszubildenden mindestens einmal der Urlaub gekürzt – auch dies entbehrt jeglicher Rechtsgrundlage. Bei der Mehrheit der Betroffenen (61,6 Prozent) ging es dabei um bis zu fünf Urlaubstage. Hier fordert die DGB-Jugend die Kammern und die zuständigen Stellen auf, gegen die Verstöße gesetzlicher Regelungen und Verordnungen konsequent vorzugehen.  

Zudem hat sich der Anteil der ausbildungsfremden Tätigkeiten in der Pandemie verdoppelt. Fast ein Viertel der Auszubildenden muss „immer“ oder „häufig“ Tätigkeiten erledigen, die in der Ausbildung nicht vorgesehen sind. Das traurige Ergebnis: Mehr als ein Drittel der Befragten befürchtet, ihre duale Ausbildung nicht erfolgreich abschließen zu können, weil Ausbildungsinhalte nicht vermittelt wurden.

Auszubildende äußern Zukunftsängste

Ähnliche Ergebnis dieser Entwicklung hat die IG Metall in ihrer kürzlich veröffentlichten Jugendstudie „Plan B“ aufgezeigt: Hier gibt die Hälfte der Befragten an, unter verschlechterter Motivation innerhalb der Ausbildung zu leiden. 61 Prozent sagen, ihre psychische Gesundheit habe sich während der Pandemie verschlechtert. Die Jugendlichen haben Angst, von ihrem Ausbildungsbetrieb nicht übernommen zu werden. „Dies sind erschreckende Erkenntnisse, die eine gesetzliche Übernahmegarantie erfordern!“, erklärte Ralf Becker abschließend.