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Gastkommentar zum #GEWTAG21

Chancengleichheit für alle!

Die Pandemie hat deutlich gemacht, was die dringende Aufgabe ist: Chancengleichheit für alle Kinder und Jugendlichen. Bildung ist keine Ware, sie ist Voraussetzung für ein gutes Leben unabhängig von Geldbeutel und Herkunft.

Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissen
Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW, Foto: GEW)

Das Motto unseres Gewerkschaftstages 2021 „Bildung. Weiter denken!“ ist eine gute Überschrift für das, was ich in den kommenden Jahren als unsere gemeinsame Aufgabe sehe: Wir denken Bildung weiter und verpflichten die Politik, Bildung weiterzudenken und zu handeln. Die Pandemie hat deutlich gemacht, was die dringende Aufgabe ist: Chancengleichheit für alle Kinder und Jugendlichen. Bildung ist keine Ware, sie ist Voraussetzung für ein gutes Leben unabhängig von Geldbeutel und Herkunft, für echte Teilhabe in unserer demokratischen Gesellschaft. Chancengleichheit durch Bildung verlangt gute Arbeitsbedingungen für alle in Bildungseinrichtungen Beschäftigten. Um Chancengleichheit und gute Arbeitsbedingungen zu erreichen, muss nachhaltig in Bildung investiert werden.

Verpflichtung zu Nachhaltigkeit und Demokratie

Bildung impliziert die unbedingte Verpflichtung zur Nachhaltigkeit und Demokratie, nur dann kann Chancengleichheit entstehen. Die Klimakrise und deren Auswirkungen sind ganz grundlegend eine Frage der Gerechtigkeit. Wenn es uns nicht gelingt, mit Bildung einen Grundstein für mehr soziale Gerechtigkeit zu legen, dann ist die Klimaveränderung größter sozialer Sprengstoff und sorgt dafür, dass es Menschen gibt, die sich Klimawandel leisten können, und auf der anderen Seite ganz viele, die durch ihn alles verlieren.

Für Lernende ist Verlässlichkeit nötig, damit sie ihren Bildungsweg planen und gestalten können. Das heißt, Schulbildung und Studium auf Wunsch dort zu beenden, wo man begonnen hat, und eine verlässliche Finanzierung des Studiums. Bildung braucht zudem zwingend verlässliche Arbeitsbedingungen. Bei der Nachmittagsbetreuung, im offenen Ganztag sowie in der Weiterbildung wird häufig mit Honorar- oder Kleinstverträgen gearbeitet, unter Tarif entlohnt, die Arbeitsbedingungen sind prekär.

Die Überlast in den Schulen ist groß, so dass viele nicht bis zum Rentenalter durchhalten. Allen voll ausgebildeten Lehrkräften steht das gleiche Eingangsamt zu. Seiten- und Quereinsteiger*innen verdienen verlässliche Perspektiven und Qualifizierungen. Wenn an Hochschulen solide wissenschaftlich gelehrt und geforscht werden soll, dann braucht es dafür Zeit und das verlässliche Wissen, davon leben zu können.

Kooperationsverbot muss fallen

Chancengleichheit braucht Respekt gegenüber den Lernenden, sie sollen ihre Persönlichkeit durch Bildung entwickeln, dafür benötigen sie zugleich Strukturen und Freiheit für ihren eigenen Weg. Chancengleichheit heißt Respekt gegenüber allen Beschäftigten, egal ob sie mit kleinen Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen arbeiten, egal in welchem Beschäftigungsverhältnis sie sich befinden.

Chancengleichheit benötigt Ressourcen, viel mehr Ressourcen als derzeit. Der DGB hat mit seinen Mitgliedsgewerkschaften ein Steuerkonzept entworfen, das diejenigen, die starke Schultern haben, beispielsweise durch eine Vermögensabgabe und Anhebung des Spitzensteuersatzes mehr in die gesellschaftliche Pflicht nimmt.

Das Festhalten an der Schuldenbremse ist falsch.

Das Kooperationsverbot, das finanzielle Leistungen des Bundes für Bildung befristet und Investitionen in Personal ausschließt, muss endlich komplett fallen. Bund, Länder und Kommunen müssen sich als Verantwortungsgemeinschaft für Bildungsfinanzierung verstehen. Aus einer Krise kann man sich nicht heraussparen, man muss aus ihr herauswachsen. Das Festhalten an der Schuldenbremse ist falsch. Gut finanzierte Bildung ist das Rückgrat unserer demokratischen Gesellschaft und eines pluralistischen und antifaschistischen Staats.

Chancengleichheit braucht Solidarität. Alle profitieren von guter Bildung. Daher setze ich auf die Solidarität mit den Beschäftigten im Bildungsbereich und für eine auskömmliche Bildungsfinanzierung. Für mich heißt „Bildung. Weiter denken!“ Gerechtigkeit, Verlässlichkeit, Respekt, Ressourcen und Solidarität. Mit diesen Forderungen wird die GEW sich einbringen.

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