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Buch zu „Sexualität und Gender im Einwanderungsland“ veröffentlicht

Für das Lehr- und Praxishandbuch „Sexualität und Gender im Einwanderungsland“ hat Frauke Gützkow, verantwortlich für die GEW-Hauptvorstands-AG LSBTI , ein Kapitel beigesteuert. Ihr Thema: Warum eine Pädagogik der Vielfalt so wichtig ist.

Foto: Pixabay / CC0

In den Debatten um Einwanderung und Integration müssen nach Ansicht von Expertinnen und Experten zwei Themen stärker in den Fokus rücken: Sexualität und Gender. Spätestens die Ereignisse der Kölner Silvesternacht 2015 hätten gezeigt, dass es mit Blick auf die Gestaltung der Zuwanderung nicht nur um die Lösung von Fragen wie Unterbringung, Versorgung, Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt gehe, schreiben die Herausgeberinnen und Herausgeber Uwe Sielert, Helga Marburger und Christiane Griese in ihrem Buch „Sexualität und Gender im Einwanderungsland. Öffentliche und zivilgesellschaftliche Aufgaben – ein Lehr und Praxishandbuch“. Längst überwunden geglaubte Diskussionen um unterschiedliche Vorstellungen von Geschlechterverhältnissen würden reaktiviert „und führen zu einer Entladung rassistischer Ressentiments“. Vorurteile und Stereotype würden „sexualisierend legitimisiert“.  Ihr Fazit: „Es gilt, Geschlecht(er), Geschlechterverhältnisse und Sexualität in der Einwanderungsgesellschaft neu auszuhandeln.“

Das Lehr- und Praxishandbuch sondiert bestehende Rahmenbedingungen und Sichtweisen, analysiert Diskriminierungskategorien und präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse zu Geschlechterordnungen im migrantischen Kontext. Es gibt zudem konkrete und praxisnahe Beispiele zum Umgang mit Sexualität und Gender. Schwerpunkte liegen auf dem Elementarbereich und seinen sexualpädagogischen Aufgaben sowie dem schulischen Umgang mit vielfältigen geschlechtlichen und sexuellen Lebenswelten. Vorgestellt werden aber auch Beratungsangebote für LSBTI-Flüchtlinge, Projekte zu sexueller Bildung in der Kinder- und Jugendhilfe sowie migrantische Selbstinitiativen.

Eine Pädagogik der Vielfalt gegen Rassismus

Die Leiterin des GEW-Arbeitsbereichs Frauenpolitik, Frauke Gützkow, erläutert zusammen mit der Politikwissenschaftlerin und Journalistin Dorothee Beck gewerkschaftliche Initiativen für eine Pädagogik der Vielfalt. Zu einer Schule der Vielfalt gehöre es, „(Geschlechter-)Rollenbilder und Stereotype zu reflektieren – auch die eigenen, sei es über Lebensweisen neben der heterosexuellen Paarbeziehung, sei es über ‚die Flüchtlinge‘“, schreiben Gützkow und Beck.  Eine Schule der Vielfalt zu fördern, sei nicht nur wegen der steigenden Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund notwendig, sondern auch mit Blick auf rassistische und völkische Initiativen wie die „Besorgten Eltern“ oder die „Demo für alle“. „Es sind dieselben Leute, die eine vermeintliche ‚Frühsexualisierung‘ der Kinder in die Schule anprangern, sich gegen Gleichstellungspolitik wenden und die Schließung der Grenzen für Geflüchtete fordern“, betonen die Autorinnen.

Weitere Kapitel des Buchs thematisieren beispielsweise sexualisierte Gewalt im Kontext von Flucht, sexualpädagogische Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Jungen aus Afghanistan, Sprechen über Sexualität in einer berufsintegrationsklasse der Berufsschule, Zugang zu Informationen zur sexuellen Gesundheit oder Coming-out-Beratung für jugendliche Flüchtlinge.     

Das Lehr- und Praxishandbuch richtet sich an Studierende und Lehrende an Universitäten und Hochschulen, in der Erwachsenenbildung sowie in Einrichtungen und Organisationen Sozialer und Bildungsarbeit. Die Autorinnen und Autoren kommen unter anderem aus der praktischen Arbeit in Kindertagesstätten, Schulen undhochschulen, Beratungsstellen sowie Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen.  

Uwe Sielert, Helga Marburger, Christiane Griese (Herausgeber), „Sexualität und Gender im Einwanderungsland. Öffentliche und zivilgesellschaftliche Aufgaben – ein Lehr- und Praxishandbuch“, De Gruyter Oldenbourg, Oktober 2017, 371 Seiten, ISBN 978-3-11-051834-4, 34,95 Euro.