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100 Jahre Betriebsrätegesetz

Buch über die Entstehung und Entwicklung eines weltweit einzigartigen Modells

In „Geschichte der Betriebsverfassung“ zeichnen die Arbeitsrechtler Wolfgang Däubler und Michael Kittner die Geschichte des Betriebsrätegesetzes, das vor 100 Jahren verabschiedet wurde, bis in die heutige Zeit nach.

Foto: Pixabay / CC0

Seit Verabschiedung des Betriebsrätegesetzes (BetrVG) im Jahr 1920 gibt es in Deutschland Betriebsräte. Zusammen mit den Tarifverträgen bilden sie die Grundlage der modernen deutschen Arbeitsverfassung. Die Arbeitsrechtler Wolfgang Däubler und Michael Kittner zeichnen die Geschichte dieses weltweit einzigartigen und erfolgreichen Modells in ihrem Buch „Geschichte der Betriebsverfassung“ nach - bis in die heutige Zeit.

Die Darstellung beschränkt sich dabei nicht allein auf die Errungenschaften des vergangene Jahrhunderts. Die Autoren zeigen auch aktuelle Gefährdungen auf: Globalisierung, Digitalisierung, das faktische Ausklammern der prekär Beschäftigten sowie die Erosion des Arbeitnehmer- aber auch des Arbeitgeberbegriffs drohen, die Mitbestimmung auf ihre Anfänge zurückzuwerfen. Umso wichtiger ist es ihnen zufolge, aus der Erfahrung zu lernen.

Ist das BetrVG noch aktuell?

Nach Ansicht von Däubler ist das BetrVG  zwar nach wie vor zeitgemäß, da es in einer Zeit des Wandels besonders wichtig sei, dass sich Beschäftigte Gehör verschaffen und über Entwicklungen mitentscheiden könnten. Zugleich weist er jedoch darauf hin, dass viele aktuelle Probleme im Gesetz nicht aufgegriffen seien, etwa die Globalisierung und der Klimawandel. Auch deutsche Betriebe sollten ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. „Bisher ist dies in der Betriebsverfassung kaum ein Thema, aber das kann und muss sich ändern“, betonte der Experte. 

Zudem gehe die Zahl der Betriebsräte zurück. Dagegen müsse etwas unternommen werden. Viele Arbeitnehmer trauten sich nicht, eine Initiative zur Gründung eines Betriebsrats zu ergreifen – aus Angst ihren Arbeitsplatz zu verlieren, ihre Aufstiegschancen zunichte zu machen oder keine interessanten Arbeitsaufträge mehr zu bekommen. „Deshalb braucht man ein Verfahren, bei dem der Einzelne möglichst wenig in Erscheinung tritt.“ 

Wolfgang Däubler, Michael Kittner, Geschichte der Betriebsverfassung, 1. Auflage 2020, 621 Seiten, Bund-Verlag, Frankfurt, ISBN 978-3-7663-6934-5, 48 Euro.