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Bildung auf einen Blick 2008: Deutschland fällt weiter zurück

Laut der heute veröffentlichten neuesten Ausgabe des OECD-Bildungsberichts weigert sich die selbsternannte "Bildungsrepublik Deutschland" beharrlich, ihre Hausaufgaben zu machen. Auch in diesem Jahr heißt es wieder: zu wenig Hochqualifizierte, zu wenig Geld für Bildung.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stellt in ihrer Studie fest, dass der Anteil der Hoch- und Fachhochschulabsolventen in Deutschland zwischen 2000 und 2006 zwar von 18 auf 21 Prozent je Jahrgang gestiegen sei. Im OECD-Schnitt war jedoch im gleichen Zeitraum ein Anstieg des Graduiertenanteils von 28 auf 37 Prozent je Jahrgang zu verzeichnen.

Besserung ist laut OECD nicht in Sicht. Studiengebühren, hohe Lebenshaltungskosten und immer mehr Zulassungsbeschränkungen an den Hochschulen schreckten hierzulande potenzielle Studienanfänger ab.

Auch bei den Bildungsausgaben hinkt Deutschland dem OECD-Durchschnitt weiter hinterher. Während 2005 die OECD-Länder im Schnitt 6,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die Finanzierung ihrer Bildungsinstitutionen ausgaben, waren dies in Deutschland gerade mal 5,1 Prozent. Vor allem im Primarbereich lagen die Ausgaben unter dem OECD-Schnitt, im Tertiär- und im Sekundarbereich hingegen darüber.

In der nichttertiären Bildung stiegen die Ausgaben pro Schüler in Deutschland zwischen 2000 und 2005 um zwei Prozent leicht an. Allerdings war dies - abgesehen von Belgien, wo die Ausgaben pro Schüler in diesem Zeitraum schrumpften - der geringste Anstieg innerhalb der OECD und kam nach Angaben der OECD-Experten nur deshalb zustande, weil die Ausgaben langsamer zurückgingen als die Schülerzahlen.

GEW fordert Vier-Punkte-Sofortprogramm

GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne forderte angesichts der Studienergebnisse Bund und Länder auf, zu handeln. "Schönfärberei und Durchhalteparolen von Kultusministerkonferenz (KMK) und Bundesbildungsministerium werden dem Ernst der Lage nicht gerecht. Sie sind kontraproduktiv", so Thöne.

Deutschland sei weiterhin Weltmeister in sozialer Auslese. "Wenn wir die Zahl hochqualifizierter Menschen steigern wollen, müssen wir uns von dem selektiven Bildungssystem verabschieden und ein inklusives Bildungswesen entwickeln“, betonte der GEW-Vorsitzende. Alle Schülerinnen und Schüler müssten in der ‚Einen Schule für alle Kinder’ bestmöglich individuell unterstützt und gefördert werden, damit sie ihre Potenziale entfalten könnten.

Um die Zahl der Studienanfänger und der Hochschulabsolventen zu erhöhen, schlug der GEW-Vorsitzende ein vier Punkte umfassendes Sofortprogramm zum Ausbau und zur sozialen Öffnung der Hochschulen vor. Notwendig seien der Ausbau des Studienplatzangebotes in einem Hochschulpakt II, ein einheitliches, elternunabhängiges ‚Studienhonorar’ für alle Studierenden, die Vereinfachung des Studienzugangs für Menschen, die sich im Beruf qualifiziert haben, sowie die Abschaffung von Studien- und anderen Bildungsgebühren.