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LesePeter April 2020

Bilderbuch „Ausflug zum Mond“ ausgezeichnet

Das mit dem LesePeter prämierte Bilderbuch erzählt eine fantastische Geschichte ganz ohne Worte. 50 Jahre nach der Mondlandung wird ein Zukunftsszenario entworfen, das einen schulischen „Ausflug zum Mond“ für Kinder thematisiert.

Bild: Moritz Verlag

Eine Schulklasse unternimmt einen Ausflug zum Mond, als sei es das Natürlichste auf der Welt. Jede und jeder spaziert in ihrem oder seinem Raumanzug im Gänsemarsch über den Erdtrabanten, bis alle einen guten Platz gefunden haben, um auf die Erde zu schauen. Ein Kind beginnt, offensichtlich vom Blick auf den Heimatplaneten fasziniert, die Erde zu zeichnen und schläft, zunehmend in dieser Tätigkeit versunken, ein. Als es wieder aufwacht, scheint das Schulraumschiff bereits abgeflogen zu sein. Das enttäuschte Kind zeichnet in seiner Verzweiflung ein weiteres Bild, bis sich plötzlich Mondianer aus dem Untergrund erheben.

Niedliche Mondmonster im Farbenrausch

Es handelt sich um niedliche graue Monster mit vage humanoiden, jedoch vereinfachten Körperformen, nur einem Auge, zwei Armen und Beinen. Sie scheinen freundlich und besonders interessiert an den Farbstiften zu sein, die das Kind freigiebig verteilt. Die Mondmonster beginnen, von den auf dem monochrom grauen Mond völlig ungewöhnlichen Farben fasziniert, auf sich selbst, auf Papier und dem Gestein zu malen; bis plötzlich das Schulraumschiff zurückkehrt.

Die Mondianer gehen in Deckung und die Lehrkraft, die die offensichtlichen Schmierereien am Gestein bemerkt, verpflichtet ihren Schützling, für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen. Auf dem Rückweg zum Raumschiff winkt das Kind zum Abschied. Die Monster, jedes mit einem Stift in der Hand, winken zurück. Für das Kind beginnt die Rückreise von einem aufregenden Ausflug.

„Im Unterricht eignet es sich insbesondere als Schreib- und Erzählanlass sowie als Impuls zur Arbeit an körpersprachlichen Ausdrucksmitteln.“   

Die Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) der GEW zeichnete das Bilderbuch „Ausflug zum Mond“ mit dem LesePeter des Monats April aus und lobte „malerische Szenenbilder“, eine „gestisch zugespitzte Ausdrucksstärke“ und das Spiel mit der Perspektive. Die Bilanz der Jury: „Das äußerst humorvolle fantastische Bilderbuch ohne Text kann mit seiner charmanten Atmosphäre und der ausgezeichneten Pointe sowie der gekonnt durchdachten Umsetzung in den Bildern nur mit Nachdruck empfohlen werden. Im Unterricht eignet es sich insbesondere als Schreib- und Erzählanlass sowie als Impuls zur Arbeit an körpersprachlichen Ausdrucksmitteln.“   

John Hare, der Illustrator dieses textfreien Bilderbuchs, entwirft im plakativen Gebrauch von deckenden Farben malerische Szenenbilder, die in typisierter Formgebung Figuren und Gegenstände zeigen. Dabei treten in der dominierenden schwarz-weiß gestalteten Mondlandschaft die vom Menschen mitgebrachten Farben in ihrer Reinheit besonders kontrastreich hervor. Gelungen ist auch die Darstellung der Menschengestalten, durch deren Körperhaltung Gefühle sichtbar und nachvollziehbar werden.

Dies ist in diesem Buch deshalb so wichtig, weil bis auf die letzte Seite aufgrund des Raumanzugs mit dem verspiegelten Sichtglas im Helm die Mimik der Figuren verborgen bleibt. Diese gestisch zugespitzte Ausdrucksstärke ist von Hare sehr gekonnt in Szene gesetzt worden und lässt die Stimmung und Handlungen der Protagonistinnen und Protagonisten ausgezeichnet nachvollziehbar erscheinen.

Spiel mit der Perspektive

Eine weitere Besonderheit ist das Spiel mit der Perspektive. Die Leserinnen und Leser sind den Protagonistinnen und Protagonisten hier jeweils einen Schritt voraus. Das Erscheinen der Mondmonster erstreckt sich über vier Bilder, wobei die aus dem Boden aufsteigenden Monster dem zeichnenden Kind noch verborgen bleiben, auch wenn ihm seine Situation bereits zunehmend seltsam vorkommt.

Die Spannung wird jedoch erst mit dem Umblättern aufgelöst: eine Begegnung, die kurzen Schrecken auslöst, aber schnell in einer positiven Atmosphäre mündet. An anderer Stelle dreht der Erwachsene den Mondianern den Rücken zu, sodass sie ihm, nicht aber den Betrachtenden, verborgen bleiben. Am Ende sitzt das Kind wohlbehalten im Raumschiff, das im Übrigen wie ein amerikanischer Schulbus aussieht, und malt mit dem verbleibenden, grauen Stift eines der Monster in Erinnerung an diesen erlebnisreichen Ausflug.

Das äußerst humorvolle fantastische Bilderbuch ohne Text kann mit seiner charmanten Atmosphäre und der ausgezeichneten Pointe sowie der gekonnt durchdachten Umsetzung in den Bildern nur mit Nachdruck empfohlen werden. Im Unterricht eignet es sich insbesondere als Schreib- und Erzählanlass sowie als Impuls zur Arbeit an körpersprachlichen Ausdrucksmitteln.

Der US-Autor ist Grafikdesigner und Art Director. „Ausflug zum Mond“ ist sein erstes Bilderbuch.

John Hare, Ausflug zum Mond, 48 Seiten, ab 4 Jahren, ISBN 9783895653810, 14 Euro 

Die Auszeichnung LesePeter wird monatlich vergeben von der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) der GEW.