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Bertelsmann-Studie: Schulsystem ist Schüler-Boom nicht gewachsen

Eine Studie der Bertelsmann Stiftung sagt einen dramatischen Engpass an Lehrkräften und Schulen voraus: Zehntausende Lehrer und Klassenräume fehlten. "Es muss jetzt schnell gehandelt werden", fordert die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe.

Deutschlands Schulen droht einer Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge unvorbereitet ein dramatischer Lehrkräfte- und Gebäudemangel. "Nach 15 Jahren kontinuierlichem Rückgang kündigt sich ein Schüler-Boom an. 8,3 Millionen Kinder und Jugendliche werden voraussichtlich im Jahr 2025 in Deutschland zur Schule gehen", teilte die Stiftung am Mittwoch mit. Die Kultusministerkonferenz war bisher von 7,2 Millionen Schülern ausgegangen. Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe forderte: "Es muss jetzt schnell gehandelt werden." Ohne mehr Geld für mehr Lehrkräfte, mehr Fachpersonal, Sanierung und Ausbau von Gebäuden könne das Problem nicht gelöst werden. Die Studie rechnet für das Jahr 2030 mit 4,7 Milliarden Euro höheren jährlichen Bildungsausgaben als heute.

Die Gewerkschaftschefin warnte davor, den Lehrkräftemangel auf die Zuwanderung zu schieben. Dass überdurchschnittlich viele Lehrkräfte altersbedingt ausschieden, sei lange bekannt gewesen. Trotzdem hätten die Länder nicht rechtzeitig mehr Geld für die Ausbildung von Lehrkräften in die Hand genommen. "Insbesondere die gravierenden Probleme an den Schulen im Osten sind eine Katastrophe mit Ansage." Auch an Grundschulen, an denen Lehrkräfte 400 bis 600 Euro weniger verdienten als ihre Kolleginnen und Kollegen an weiterführenden Schulen, sei das Problem schwerwiegend. Die GEW verlangt, die Lehrkräfte an allen Schularten gleich zu bezahlen.

Die Grundschulen in Baden-Württemberg brauchen nach Angaben des GEW-Landesverbandes bis 2030 rund 8.000 zusätzliche Stellen. "Die grün-schwarze Landesregierung weiß bereits länger, dass die Schülerzahlen steigen und Lehrkräfte fehlen. Niemand versteht, warum sie untätig bleibt, weiter Lehrerstellen streichen will und nicht endlich die Studienplätze für Grundschul- und Sonderpädagogik ausbaut", sagte die Landesvorsitzende Doro Moritz. Laut Bertelsmann Stiftung brauchen die Grundschulen im Jahr 2025 bundesweit fast 25.000 zusätzliche Lehrkräfte. Zugleich würden – bei gleichbleibender Schulgröße – fast 2.400 Grundschulen mehr nötig sein als heute.

Beim Gewerkschaftstag im Mai in Freiburg hatte die GEW den Dringlichkeitsantrag "Lehrkräftemangel bekämpfen" beschlossen, in dem sie den Schul- und Kultusministerien ihre Zusammenarbeit bei der Lösung der Nachwuchsprobleme an den Schulen anbietet. Mit der Initiative "Bildung. Weiter denken!" setzt sich die GEW zudem für mehr Geld für Bildung sowie eine bessere Bezahlung von Grundschul-Lehrkräften ein.