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Baden-Württemberg: Große Streikbereitschaft bei angestellten Lehrkräften

Rund 1.000 angestellte Lehrer/innen und weitere Landesbeschäftigte haben sich in den vergangenen drei Tagen an Warnstreiks in Baden-Württemberg beteiligt. Die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz zeigte sich zufrieden angesichts der großen Resonanz auf die regionalen Streikaufrufe. Von den 120.000 Lehrkräften in Baden-Württemberg sind etwa 10.000 angestellt.

Norwürttemberg 16.02.

"Die hohe Streikbereitschaft zeigt: Die angestellten Lehrkräfte und Erzieher/innen nehmen nicht mehr hin, dass sie von den Ländern als Beschäftigte zweiter Klasse behandelt werden", so Moritz. "Für die Beschäftigten verlangen wir einen Eingruppierungstarifvertrag sowie eine Gehaltserhöhung um einen Sockel von 50 Euro und drei Prozent, das entspricht im Schnitt einem Zuwachs um fünf Prozent."

Am Mittwoch, dem dritten Tag der Warnstreiks in Baden-Württemberg, beteiligten sich in den Regionen Heilbronn und Ludwigsburg noch einmal etwa 300 Beschäftigte aus Schulen und anderen Bildungseinrichtungen wie Schulkindergärten, an den Protesten. Die zentrale Kundgebung fand in Ludwigsburg statt.

Heilbronn 16.02.

Rund 100 Kolleginnen und Kollegen versammelten sich am Mittwoch um 10 Uhr auf dem Heilbronner Kiliansplatz: Die GEW hatte zum Warnstreik im Rahmen der laufenden Länder-Tarifrunde aufgerufen.

Streikschwerpunkt war die Lindenparkschule in Heilbronn, eine Heimsonderschule – hier traten ca. 25 Kolleginnen in den Warnstreik. Am Streik beteiligten sich aber auch Tarifbeschäftigte aus zahlreichen anderen Schulen in Heilbronn, Öhringen, Künzelsau und Lauda. Unterstützt wurden die Tarifbeschäftigten von einer Reihe von Beamten und Beamtinnen sowie Pensionären, die sich an der Aktion beteiligten.

Alfred Uhing, Leiter des Vorstandsbereichs Tarif-, Beamten- und Sozialpolitik im Landesverband Baden-Württemberg, begründete die Notwendigkeit der Tarifforderung der GEW. Die DGB-Regionssekretärin Silke Ortwein sprach ein Grußwort. Zahlreiche Teilnehmer/innen fuhren anschließend nach Ludwigsburg, um sich an der dortigen Kundgebung zu beteiligen.

Ludwigsburg 16.02.

250 angestellte Lehrerinnen und Lehrer aus dem Großraum Stuttgart fanden sich zur Streikversammlung und Kundgebung im Schulzentrum Ludwigsburg ein. Sie wurden unterstützt von den Heimerzieherinnen der Heimsonderschulen in Markgröningen und Heilbronn, wo an diesem Tag die Betreuung ausfiel oder anderweitig geregelt werden mußte.

Das Wetter war gut, die Stimmung bestens und alle Streikenden waren sich einig, beim nächsten Mal wieder dabei zu sein, sollten sich die Arbeitgeber nicht deutlich bewegen.

Schorndorf 15.02.

Gut 100 Lehrerinnen und Lehrer streikten im ländlichen Schorndorf für eine bessere Bezahlung und eine tarifliche Eingruppierung. Mit Empörung vernahmen die Streikenden, wie ablehnend die Haltung der Arbeitgeber derzeit ist. Viel Beifall fand die Rede von Bärbel Etzel-Paulsen, Mitglied der GEW-Tarifkommission, die ein Ende der Zwei-Klassen-Gesellschaft an Schulen forderte. Insbesondere das Wahlgeschenk von Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) - eine zweiprozentige Erhöhung für die Beamten noch vor Beginn der Tarifrunde - wurde von den anwesenden Beamtinnen und Beamten als wahltaktisches Manöver und Versuch, die Beschäftigten zu spalten, entlarvt und verurteilt.

Südbaden, Nord- und Südwürttemberg 15.02.

Am Dienstag, dem zweiten Tag der Warnstreiks in Baden-Württemberg, sind trotz Regens mehr als 500 Lehrkräfte und weitere Beschäftigte an Schulen und Hochschulen in den Kreisen Freiburg und Offenburg sowie in Nord- und Südwürttemberg dem Streikaufruf der GEW gefolgt.

In Südbaden nahmen alleine in Freiburg und Umgebung 180 Beschäftigte am Warnstreik teil. In Lahr demonstrierten über 50 Beschäftigte für die Forderungen der GEW nach einer deutlichen Gehaltssteigerung und einem Eingruppierungstarifvertrag. In Tübingen, dem zentralen Streiklokal für Südwürttemberg, trugen sich 175 Angestellte in die Streikliste der GEW ein. In Schorndorf, dem Treffpunkt der Streikenden in Nordwürttemberg, wurden weit über 100 Streikteilnehmer/innen gezählt.

Nordbaden 14.02.

Die tarifbeschäftigten Lehrkräfte in Nordbaden machten am Montag bei den landesweiten Warnstreiks in Baden-Württemberg den Anfang: Rund 200 Kolleginnen und Kollegen aus Mannheim, Heidelberg und Umgebung legten die Arbeit nieder, allein zur Kundgebung in Ilvesheim (Rhein-Neckar-Kreis) kamen 120 Streikende.

"Wir wollen endlich einen Eingruppierungstarifvertrag für Lehrkräfte an Schulen und Hochschulen, damit nicht weiter der Finanzminister nach Kassenlage bestimmt, in welche Entgeltgruppen die Beschäftigten in Bildungseinrichtungen einsortiert werden", betonte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz am Montag in Stuttgart. "Für die Beschäftigten verlangen wir eine Gehaltserhöhung um einen Sockel von 50 Euro und drei Prozent, das ergibt im Schnitt eine Erhöhung um fünf Prozent. Das von Ministerpräsident Stefan Mappus angebotene Zuckerle einer Gehaltserhöhung für Beamte von 2 Prozent ab 1. April ist ein durchsichtiges Wahlkampfgeschenk und stellt vor allem keine zeit- und inhaltsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses dar. Wir wollen für Angestellte und Beamte fünf Prozent mehr", so Moritz.

Die Warnstreiks sind eine Reaktion auf die Position der Arbeitgeber. Zum Auftakt der Verhandlungen am 4. Februar hatten die Arbeitgeber die Forderungen von GEW, ver.di und dbb Tarifunion abgelehnt. Auch gegenüber den Vorschlägen der GEW in den seit über einem Jahr laufenden Verhandlungen über eine Länder-Entgeltordnung (L-ego) für die angestellten Lehrkräfte haben die Arbeitgeber bisher wenig Entgegenkommen gezeigt. "Es darf nicht weiter sein, dass es Beschäftigte zweiter Klasse gibt. Eine angestellte Lehrerin hat trotz gleicher Tätigkeit und Qualifikation bis zu 800 Euro netto weniger im Geldbeutel als ihre verbeamtete Kollegin", so GEW-Landesvorsitzende Moritz.

Solidaritätsadressen

Seit Beginn der Warnstreiks erreichen die GEW viele Resolutionen und aufmunternde E-Mails von Einzelpersonen und ganzen Kollegien. Auch viele Beamt/innen solidarisieren sich so mit den Streikenden und unterstüzen die Forderungen der GEW. Die GEW sagt, sicher auch im Namen der Streikenden: Vielen Dank!!