
Der Deutsche Bundestag hat am 7. November 2019 für einen Antrag zur Stärkung des deutschen Auslandsschulwesens gestimmt, den Union, SPD und Grüne eingebracht hatten. Auch die FDP nahm den Antrag mit dem Titel „Deutsches Auslandsschulwesen weiter stärkenund auf breiter Basis entwickeln“ (19/14818) an, die AfD votierte dagegen, die Linke enthielt sich.
In dem Antrag heißt es, die deutschen Auslandsschulen (DAS) leisteten einen „erheblichen Beitrag zur Wertschöpfung Deutschlands und weltweit“. Die Antragsteller verwiesen auf das Fachkräfteeinwanderungsgesetz und erklärten: Die mehr als 80.000 Schülerinnen und Schüler der DAS seien „in besonderem Maße qualifiziert, an deutschen Hochschulen zu studieren, eine duale Berufsausbildung zu absolvieren“ sowie ihr Berufsleben ganz oder teilweise in Deutschland zu verbringen. In Deutschland erworbene Kenntnisse könnten sie nach ihrer Rückkehr in den Herkunftsländern nutzen und damit „neue Impulse für Entwicklung“ setzen. Der Antrag würdigt die Auslandsschulen als „besonders erfolgreiches Instrument der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik“.
Union, SPD und Grüne begrüßten in dem Antrag die geplante Evaluierung des Auslandsschulgesetzes und forderten die Bundesregierung „im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel“ unter anderem zu Folgendem auf:
„Um die Auslandsschulen attraktiver für Lehrkräfte zu machen, müssen die Arbeitsbedingungen stimmen.“ (Marlis Tepe)
Die GEW begrüßt, dass sich der Bundestag mit dem nun gefassten Beschluss dafür einsetzt, die Auslandsschulen für Lehrkräfte attraktiver zu machen. Gleichzeitig kritisierte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe den Beschluss allerdings als unzureichend. „Interkulturelles Lernen und die Vermittlung demokratischer Werte sind zentrale Aufgaben der deutschen Auslandsschulen“, sagte Tepe. „Dazu findet sich in dem Bundestagsbeschluss leider nichts.“ Auch auf die Arbeitssituation der Lehrkräfte gehe der Beschluss nicht ein. Zwar werde betont, dass Lehrkräfte der wichtigste Pfeiler für die Qualität der Auslandsschulen seien. Unerwähnt bleibe jedoch, dass die Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse seit Jahren zunehme.
„Um die Auslandsschulen attraktiver für Lehrkräfte zu machen, müssen die Arbeitsbedingungen stimmen“, forderte Tepe. „Dazu gehören gute Bezahlung, sichere Altersversorgung, ein Recht auf Teilzeitarbeit und Aufstiegsmöglichkeiten. Außerdem fehlt den Auslandschulen eine Personalvertretung mit echten Beteiligungs- und Schutzrechten, wie sie zur deutschen Schulkultur gehört.“
Der Vorsitzende der GEW-Arbeitsgruppe Auslandslehrerinnen und –lehrer (AGAL), Günther Fecht, verwies auf die „zunehmende Macht der Schulvereine“ als Träger der DAS. Dies habe zur Folge, dass der Posten der Schulleiterin oder des Schulleiters zum „Schleudersitz“ werde. Freie Posten ließen sich deshalb nur schwer besetzen. Fecht kritisierte zudem die „unterschiedlichen Entlohnungsverhältnisse in den Kollegien“, denn an den DAS unterrichteten Auslandsdienstlehrkräfte (ADLK) neben oftmals prekär beschäftigten, beurlaubten verbeamteten Ortslehrkräften (OLK).